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Was ist das Christentum?

Autorenbild: Raymond HofmannRaymond Hofmann

(nach einer Predigt von Dr. Martyn Lloyd-Jones)


Wer versteht im ehemals christlichen Europa eigentlich noch, was das Christentum ist? Was seine Botschaft ist?


Gerade vor dem Hintergrund einer Welt, die sich in einem schrecklichen Zustand befindet, gleicht es einer Tragödie, dass so viele falsche Vorstellungen davon kursieren, was eigentlich die Botschaft der Christen an die Welt ist.


Für die einen ist das Christentum einfach eine schöne Erzählung, eine Tradition, die einem wenigstens für eine kurze Zeit ein gutes Gefühl, vielleicht sogar etwas Hoffnung gibt. Gerade zu Weihnachten freuen wir uns an Weihnachtsliedern und hellen Lichtern, als Kontrast zu einer dunklen Welt mit all ihrem Elend.


Für andere ist das Christentum eine Philosophie, eine Lehre. Eine Lehre, die beschreibt, was wir tun können, um das Elend dieser Welt zu bekämpfen. Etwas, wozu die Politiker offensichtlich nicht in der Lage sind. Die Lehre besagt, dass wir die Menschen lieben und ihnen lernen sollen, genau das selbst auch zu tun. Die Botschaft des Christentums ist die Liebe, die alles Schlechte auf der Welt besiegen kann.


Es gibt andere Varianten davon, aber sie alle können darauf reduziert werden, dass sie das Christentum als eine Lehre verstehen, eine bestimmte Art zu denken und zu handeln. Immer verbunden mit dem Aufruf an die Menschen, auch so zu denken und zu handeln. Das Christentum lehrt, was du und ich tun müssen, um die Probleme dieser Welt zu lösen.


Alle diese Vorstellungen sind aber komplett falsch!


Christentum ist Geschichte

Das Christentum ist zunächst einmal Geschichte. Es stützt sich auf eine Reihe historischer Fakten und Ereignisse, die bis zum Anfang der Menschheit zurückreichen und vor ungefähr 2000 Jahren ihren vorläufigen Höhepunkt erfahren haben. Der Weihnachtstag ist ein Jahrestag. Wir erinnern uns an die Geburt eines Kindes in Bethlehem. Ebenso ist auch der Karfreitag ein Jahrestag. An diesem Tag gedenken wir der Kreuzigung und des Todes des 33 Jahre zuvor in Bethlehem geborenen Kindes. Und drei Tage später, am Ostersonntag feiern wir das leere Grab, die wundersame Auferstehung des Gekreuzigten.


Aber das Christentum ist natürlich mehr als nur die Aufzählung und Verkündigung dieser historischen Fakten. Genauso wie wahres Verständnis von Geschichte mehr ist, als nur aufzählen zu können, was geschehen ist und wann es geschehen ist.


Das Christentum beinhaltet auch die Erklärung, die Bedeutung der Ereignisse. Wer war dieser Jesus, der in Bethlehem geboren wurde? Warum musste er am Kreuz sterben? Wie war es möglich, dass er nach drei Tagen vom Tod auferstanden ist? Und welche Bedeutung hat das alles für uns, 2000 Jahre später?


Jesus Christus selbst hat uns die Bedeutung der Ereignisse erklärt. Seine Erklärungen sind uns in den vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes überliefert. Auch die Apostel haben es uns in ihren Briefen erklärt. Gemeinsam mit den vier Evangelien und dem historischen Bericht der Apostelgeschichte bilden sie die 27 Bücher des Neuen Testaments.


Was aber ist nun die Botschaft des Christentums? Was ist die Bedeutung der historischen Fakten? Und warum heissen die Evangelien “Evangelien”?


Keine gute Nachricht ohne schlechte Nachricht

Das Wort Evangelium (gr. εὐαγγέλιον / euangelion) bedeutet gute Nachricht. Und das ist auch bereits der erste Test für uns selbst. Ist das, was ich für das Christentum halte, tatsächlich eine gute Nachricht für mich? Ist es die beste Nachricht, die ich je gehört habe? Wenn nicht, dann habe ich ziemlich sicher eine falsche Vorstellung von der Botschaft des Christentums.


Warum aber ist das, was uns in den Evangelien und im ganzen Neuen Testament überliefert ist, eine gute Nachricht? Damit ich etwas als gute Nachricht verstehen kann, muss ich zunächst in einer Situation sein, in der ich eine gute Nachricht benötige. Wenn ich schon alles habe, was ich mir je wünschen könnte, dann ist nichts wirklich eine gute Nachricht für mich. Ich habe ja schon alles.


Für die meisten Menschen ist die Botschaft des Christentums keine gute Nachricht, weil sie die Wahrheit über ihren eigenen Zustand, ihre eigene Situation nicht kennen. Was aber ist der Zustand der Menschen, der eine gute Nachricht für jeden von uns nötig macht?


Gott hat die Welt und die Menschen erschaffen. Der Mensch sollte in Gemeinschaft mit Gott leben und es sollte ein Leben voller Freude und Harmonie sein. Aber der Mensch hat gegen Gott rebelliert und sich ihm widersetzt. Die Bibel nennt das Sünde. Und Gott bestraft die Menschen dafür. Er hat sie zuvor auch gewarnt. Er hat gesagt, dass es Konsequenzen haben wird, wenn die Menschen nicht auf ihn hören. Dass sie sterben werden und es noch weitere Folgen haben wird.


Weil Gott heilig und gerecht ist, muss er die Menschen für ihre Sünde bestrafen. Deshalb stehen die Menschen unter Gottes Verurteilung. Die ganze Bibel lehrt das. Jesus lehrt das. Die Apostel lehren das.


Der Zustand der Welt widerspiegelt präzise die Tatsache, dass wir unter Gottes Verurteilung, unter seiner Strafe stehen. Teil seiner Strafe ist es, dass Gott die Menschen sich selbst überlässt. Es ist wie, wenn Gott sagen würde: “Ihr wollt also nicht so leben, wie ich es euch gesagt habe? Ihr wisst selbst besser, was gut für euch ist? Also gut, dann schaut einmal, wohin das führt!” Das Resultat kennen wir. Das Elend in dieser Welt, die Unzufriedenheit, die Ungerechtigkeit, die vorherrscht. Kriege, Terror, Ausbeutung. Armut, Tyrannei, ausufernde Kriminalität. Verdrehung der Wahrheit ins Gegenteil. Einsamkeit. Zügellose Gier, abgrundtiefer Hass. Die Grenze zum Wahnsinn scheint stellenweise bereits überschritten. Wer es ganz genau wissen will, der kann die Tragödie in Römer 1:18-32 in allen Einzelheiten nachlesen.


Es ist das Resultat, wenn wir Gottes Gebote nicht befolgen. Oder glaubt jemand ernsthaft, die Welt wäre in dem Zustand, in dem sie ist, wenn wir die Zehn Gebote einhalten würden? Wenn wir Gott respektieren und ehren würden? Wenn wir unsere Eltern ehren würden? Wenn wir nicht stehlen, nicht morden oder nicht begehren würden? Wenn wir treu wären, statt Ehebruch zu begehen? Wenn wir nicht lügen würden?


Das Problem ist nicht Gottes Gesetz. Das Problem sind wir! Aber die Strafe geht noch weiter. Jeder Mensch, der in diesem Zustand der Rebellion gegen Gott stirbt, ist dazu verdammt, die Ewigkeit getrennt von Gott zu verbringen. Das ist es, was wir mit “Hölle” bezeichnen. Der Tod ist nicht das Ende! Gott sagt uns auch das ganz klar. Und genau genommen erfüllt er uns auch mit der Hölle nur unseren eigenen Wunsch, denn wir wollen doch am besten gar nichts mit Gott zu tun haben. Was wir heute in unserer gottlosen Welt alles sehen, ist nur ein Vorgeschmack auf die Hölle. Es müsste uns allen eine Warnung sein.


Aber die Situation ist sogar noch schlimmer. Jeder Mensch, ohne Ausnahme, ist seit dem Sündenfall von Natur aus in diesem Zustand der Rebellion gegen Gott (Römer 3:10-12). Die ganze Welt ist schuldig vor Gott. Und wir sind komplett hilflos. Es gibt nichts, was wir tun können, um uns selbst aus dieser misslichen Lage zu befreien und damit Gottes gerechter Strafe zu entgehen. Nichts. Oder kannst du etwa die Zehn Gebote einhalten? Und zwar perfekt, ohne ein einziges Mal dagegen zu verstossen? Denn das ist Gottes Standard: Perfektion. Alles andere genügt nicht.


Keine Philosophie

Und genau deshalb ist es auch nutzlos, das Christentum als Philosophie zu sehen, nach der wir einfach nur gut leben sollen, einander lieben sollen. Die Menschen haben das schon immer gewusst, aber sie tun es eben nicht. Sie haben es noch nie getan. Warum sollten wir also heute plötzlich damit anfangen? Die Menschen können es gar nicht. Und die Menschheitsgeschichte beweist das.


Nochmals: zum Glück ist das Christentum nicht einfach eine Sammlung von Anweisungen, wie wir ein gutes Leben führen sollen. Wir können ja nicht einmal unsere eigenen Neujahrsvorsätze einhalten!


Die traurige Realität ist die, dass wir alle unter dem Zorn und der Verurteilung Gottes stehen, weil wir voll von Sünde und von Bösem sind. Und dass wir unfähig sind, uns selbst aus diesem Zustand zu befreien. Wer das nicht sieht und nicht anerkennt, für den ist die gute Nachricht keine gute Nachricht. Wenn du glaubst, dass du ein gutes Leben lebst, und das auch noch aus deiner eigenen Kraft und Weisheit heraus, dann brauchst du Jesus nicht.


Aber wenn du die Diagnose akzeptierst, wenn du realisierst, dass du wie alle Menschen verloren bist und ohne Hoffnung, dann rufst du nach Hilfe. Dann suchst du Erlösung. Und genau das ist die Botschaft der Bibel, das ist die gute Nachricht, dass es diese Erlösung für dich gibt! Wie Jesus gelehrt hat: “Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße” (Lukas 5:31-32).


Was Gott getan hat, nicht was Menschen tun müssen

Worin besteht aber nun diese gute Nachricht? Gott lässt uns in unserer Hilflosigkeit nicht allein. Trotz unserer Feindschaft ihm gegenüber, hat er in seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit versprochen, etwas zu tun. Etwas, was uns Erlösung bringt. Und er hat es auch getan!


Gott hat seinen eigenen Sohn, Jesus Christus, Mensch werden lassen und ihn aus dem Himmel zu uns auf die Erde gesandt. Er war heilig und perfekt, und hat an unserer Stelle das Leben gelebt, das wir hätten leben sollen – aber nicht konnten. Aber damit nicht genug. Er hat auch die Strafe für unsere Sünde bezahlt, indem er sich selbst als Opfer dafür hingegeben hat. Deshalb ist er am Kreuz gestorben. Er hat das für uns getan. Aber weil er Gott ist, ist er nach drei Tagen auferstanden. Er hat damit für uns die Macht der Sünde und des Todes besiegt.


Und damit ist der Weg frei, dass Gott uns vergeben kann. Denn das Gesetz ist in Jesus erfüllt und die Schuld unserer Sünde ist bezahlt. Ein heiliger, gerechter Gott kann nicht einfach willkürlich vergeben, ohne dass die Schuld bezahlt ist. Wenn er das könnte, dann hätte Jesus gar nicht erst in die Welt kommen müssen. Wenn es nur eine Frage von Gottes Liebe gewesen wäre, dann bräuchten wir weder Weihnachten noch Ostern.


Nein, es gibt einen Grund dafür. Und das ist die Bedeutung der Geschichte, die Erklärung für die historischen Ereignisse der Geburt, Kreuzigung, Tod und Auferstehung von Jesus Christus. Der Mensch musste von seiner Verurteilung freigesprochen werden. Und selbst konnte er nichts dafür tun.


Deshalb hat Jesus es für uns getan. Im Fleisch seines eigenen Sohnes hat Gott unsere Sünde verurteilt und bestraft. Und im Moment, in dem ich an ihn glaube, im Moment, in dem ich aus meiner Hilflosigkeit heraus diese Botschaft als gute Nachricht verstehe, kann ich wissen, dass alle meine Sünden vergeben sind:

So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. (Römer 8:1-2)

Gott schenkt uns aber noch viel mehr. Wenn wir das glauben, dann sind wir Kinder Gottes geworden, Brüder und Schwestern von Jesus Christus. Ja, wir sind sogar zu seinen Miterben geworden. Wir haben ein neues Leben erhalten und Gottes Geist erhalten, der uns Erkenntnis und Kraft schenkt. Wir haben einen Glauben erhalten, der es uns erlaubt, von der Gegenwart in die Zukunft zu schauen, weit über unseren eigenen Tod hinaus. Wenn Jesus zurückkommt, um die Erde zu erneuern und zu regieren, wird er uns mitnehmen. Wir werden mit ihm regieren und die Ewigkeit mit ihm verbringen. In einer neuen Welt, ganz ohne Ungerechtigkeit, Tränen, Krankheit und Tod.


Ist das eine gute Nachricht für dich? Wenn nicht, dann stehst du immer noch unter Gottes Verurteilung. Dann bist du wie ein Mensch, der an einem schrecklichen Krebs leidet. Und es nicht weiss.


Aber wenn du deine hoffnungslose Situation erkannt hast, dann ist Jesus bereit, dich zu empfangen. Dann gehe jetzt im Gebet zu ihm. Sage ihm, dass du die gute Nachricht glaubst und ganz darauf vertraust. Bitte ihn, dir durch die Kraft des Heiligen Geistes zu versichern, dass dir vergeben ist. Und dass du dich auf eine wunderbare Zukunft freuen darfst.


Die Botschaft des Christentums ist nicht eine Philosophie, die beschreibt, wie wir leben sollen, so wie jede andere Religion das tut. Die Botschaft des Christentums ist nicht, was wir Menschen tun müssen. Sondern was Gott getan hat. Dass er seinen eigenen Sohn in die Welt gesandt hat, um für deine und meine Sünden zu sterben.




Wer mehr darüber wissen möchte, kann hier weiterlesen: Was Christen an Ostern feiern und Das Evangelium – Eine Botschaft der Liebe.

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