
Zurzeit sorgt eine neue Studie für Aufsehen in der Schweizer Medienlandschaft. Die Studie entstand im Rahmen eines Pilotprojektes zur Geschichte des sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
Die Studie hat nicht nur 1002 Missbrauchsfälle seit 1950 identifiziert, sondern zeigt auch auf, wie die Kirche diese Fälle systematisch vertuscht, die Täter schützt und damit wissentlich weitere Fälle in Kauf nimmt.
Aber die Studie ist nur die Neueste in einer nicht enden wollenden globalen Serie von Horrormeldungen aus dem Umfeld der römisch-katholischen Kirche. Sie bringt keine wirklich neuen Erkenntnisse. Ausser, dass auch die Kirche in der Schweiz nicht ausgenommen und das Ausmass auch bei uns gross ist.
Aus biblischer Sicht braucht uns allerdings nichts davon zu überraschen. Die Ursache liegt im unbiblischen, römisch-katholischen System (RKS) selbst. Das System kann gar nicht anders, als diese Art von Missständen zu produzieren. Es ist wichtig, dass Christen dies verstehen. Und es ist wichtig, dass die säkulare Welt dies versteht. Das ist das Ziel dieses kurzen Artikels.
Dazu benötigen wir zuerst etwas Theologie und Geschichte. Im RKS geniesst der Priester eine besondere Stellung. Er hat kraft seines Amtes die Macht, durch die Sakramente den Gläubigen Gnade zu verleihen. Damit er dazu in der Lage ist, hat er durch das Weihesakrament (sacramentum ordinis) selbst besondere Gnade empfangen. In der Lehre des RKS wird dem Priester durch die Weihe spezielle spirituelle Kraft gegeben. Er wird dadurch nicht nur dazu befähigt, selbst Gnade zu verleihen, sondern auch dazu, ein moralisch reines Leben zu führen (vgl. Ludwig Ott: Grundzüge der Katholischen Dogmatik).
Als unabhängige Beobachter können wir schon hier konstatieren, dass dies natürlich nicht wahr ist. Könnten die Priester tatsächlich durch die ihnen angeblich speziell verliehene spirituelle Kraft ein moralisch reines Leben führen, gäbe es weder die Missbrauchsfälle noch deren Vertuschung. Ich bin sicher, dass sich die meisten Priester dieser Lüge bewusst sind und auch darunter leiden, weil von ihnen damit faktisch Unmögliches abverlangt wird.
Aber es geht weiter. Rom hat zudem das Zölibat erfunden. Ich sage “erfunden”, weil es unbiblisch ist. Paulus lehrt zwar, dass es gut ist, unverheiratet zu sein. Aber nur, wenn Gott jemandem die spezielle Gabe dazu gegeben hat, d. h. wenn er oder sie sich enthalten kann. “Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn es ist besser, zu heiraten, als vor Verlangen zu brennen” (1. Korinther 7:9). Die Bibel ist hier sehr klar. Nicht nur, was das Heiraten angeht, sondern auch, warum nicht zu heiraten für die meisten Menschen keine gute Idee ist. Das Zölibat kann also nicht biblisch begründet werden. Es kann auch nicht mit der von Rom so gerne angeführten “apostolischen Tradition” begründet werden. Der Apostel Petrus (den Rom ja als den ersten Papst sieht) war verheiratet (Lukas 4:38-40). Und damit auch die letzten Zweifel ausgeräumt werden, sagt Paulus über sich selbst und Barnabas: “Hätten wir nicht das Recht, eine gläubige Frau zu heiraten und sie auf unsere Reisen mitzunehmen, wie das die anderen Apostel tun und die Brüder des Herrn und auch Petrus?” (1. Korinther 9:5).
Das Zölibat ist also klar unbiblisch. Dennoch gibt es in der Bibel einen Text, der das Zölibat anspricht. Es handelt sich dabei um eine Warnung vor den von Dämonen beeinflussten künftigen “Lügenrednern,” die ein Zölibat lehren werden, d. h. "verbieten, zu heiraten":
Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, durch die Heuchelei von Lügenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind, die verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen. (1. Timotheus 4:1-3)
Die Bibel bringt das Zölibat also ganz explizit in Verbindung mit den Lügen des Teufels. Derselbe Text spricht sich auch explizit gegen das Verbot von gewissen Speisen aus. Viele kennen bestimmt die katholische Tradition, dass am Freitag kein Fleisch gegessen werden darf. Aber das sei hier nur am Rande bemerkt.
Das Zölibat ist also nicht nur unbiblisch, sondern es hat seinen Ursprung direkt in den Betrügereien des Teufels. Wie aber hat es den Weg nach Rom gefunden?
Das Zölibat hat sich im RKS langsam über die Jahrhunderte entwickelt. Es begann bereits im 2. und 3. Jahrhundert mit heidnischen Einflüssen der Gnostiker und dem Manichäismus, der alles Physische als böse und alles Geistliche als gut betrachtete. Damit begann sich die Idee zu etablieren, dass wir die höchsten Ebenen der Spiritualität nur dann erreichen können, wenn wir alles körperliche Verlangen verneinen. Daraus entstanden Armutsgelübde, Keuschheitsgelübde und weitere Formen der Askese. Und eben das Zölibat. Gerade für die geistlichen Anführer entwickelte sich die Askese zu einem Ideal, sollten sie geistlich dem Fussvolk doch überlegen sein.
Verbindlich wurde das Zölibat im RKS aber erst im Jahr 1079, als Papst Gregor VII. es als Machtinstrument erkannte. Die Priester waren meist angesehene Leute mit Einfluss und Reichtum, die nicht selten ganze Familiendynastien etablierten. Gregor wollte verhindern, dass einzelne Priester zu mächtig werden. Und natürlich wollte er auch an ihren Reichtum herankommen. Also hat er kurzerhand verboten, dass Priester Familien gründen und so ihren Reichtum vererben können. Das erste Laterankonzil hat dann 1123 zusätzlich sämtliche bestehenden Ehen von Priestern als ungültig erklärt, worauf Rom sich den Besitz der betroffenen Familien einverleibt hat. Es ging um Macht. Und es ging im Besitztum. Beides Motive, die dem Teufel ebenfalls nicht fremd sind.
Soweit einige wenige theologische und geschichtliche Betrachtungen zum Zölibat. Aber warum schreibe ich das alles?
Weil das Zölibat eine von zwei Ursachen für die Missbrauchsfälle ist.
Die zweite Ursache ist die, dass Priester keine Christen sind. Diese Aussage mag viele überraschen, die sich bisher nur oberflächlich mit dem christlichen Glauben auseinandergesetzt haben. Deshalb versuche ich das nachfolgend kurz zu erklären.
Der Mensch ist seit dem Sündenfall von Geburt an ein Sünder. In seiner Natur ist er ein Sklave der Sünde (Johannes 8:34), d. h. er kann gar nicht anders, als seiner sündigen Begierde zu folgen. Christen aber sind von Gott neu geborene Menschen (Johannes 3:3). Sie sind eine neue Schöpfung (2. Korinther 5:17), ihre alte, sündige Natur wurde ihnen genommen. Sie sind nicht mehr Sklaven der Sünde, sondern wollen von Herzen Gott gehorchen (Römer 6:17). Durch ihre neue Natur und mithilfe des Heiligen Geistes besitzen sie grundsätzlich die Fähigkeit, sündiger Versuchung und fleischlicher Lust zu widerstehen. Das heisst nicht, dass ihnen das auch immer gelingt. Jeder Christ wird zugeben, dass es ihm sogar sehr oft nicht gelingt. Aber im Gegensatz zum Nicht-Christen verfügt er überhaupt erst über die Voraussetzung dazu, damit es gelingen kann. Ebenfalls wichtig zu verstehen ist, dass ein Mensch nicht durch seinen eigenen Willen oder durch die (ebenfalls unbiblischen) Sakramente des RKS zum Christen wird (Johannes 1:12-13). Christ wird man ausschliesslich durch Gottes Gnade, durch einen souveränen Akt Gottes, der uns vom geistlichen Tod erlöst und in Christus lebendig macht (Epheser 2:1-5). Es ist dies die klassische Lehre der Erlösung allein aus Gnade, welche die Reformation nach Jahrhunderten der Dunkelheit wieder ans Licht gebracht hatte. Leider haben wir hier nicht den Raum, diese wunderbare biblische Lehre ausführlicher zu behandeln. Dazu wäre ein länger Artikel, oder gar eine Artikelserie nötig.
Wichtig bleibt aber festzuhalten, dass durch die Sakramente des RKS niemand zum Christen wird, auch der Priester nicht. Er ist nicht neu geboren* und so fehlt ihm auch die grundsätzliche Fähigkeit, fleischlicher Lust zu widerstehen.
Zusammen mit dem Zölibat haben wir so eine explosive Mischung. Der Priester darf keine Frau haben und keinen Sex haben, auch wenn er grundsätzlich gar nicht in der Lage ist, enthaltsam zu leben. Dann steckt man ihn auch noch in Klöster und Priesterseminare – beides Enklaven von Männern mit der gleichen aufgestauten sexuellen Frustration. Und wie wenn das noch nicht genügte, so sitzt der Priester auch noch regelmässig im Beichtstuhl und hört sich dort die (sexuellen) Sünden der Welt an. Wahrlich kein Umfeld, in dem man auf heilige Gedanken kommt. Auch ein wahrer (neu geborener) Christ hätte wohl seine grösste Mühe, unter diesen Bedingungen nicht “vor Verlangen zu brennen” (1. Korinther 7:9). Priester sind, und das ist systembedingt, sexuelle Zeitbomben.
Entsprechend hat sich über die Jahrhunderte innerhalb der römisch-katholischen Kirche ein System entwickelt, welches die sexuelle Unmoral geradezu produziert. Prostitution und Homosexualität waren dabei nur der Anfang, der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen einfach der nächste Schritt. Wo die Zügel losgelassen werden, ist kein Halten mehr. Wir können das auch in der LGBTQ-Bewegung beobachten. Im RKS kommt aber noch dazu, dass Missbräuche systematisch vertuscht und Täter geschützt werden. Damit sind beste Voraussetzungen für eine negative Selektion geschaffen. Das Priesteramt im RKS ist vielleicht gerade deswegen für Menschen mit homosexuellen und pädophilen Neigungen attraktiv. In den USA sollen 50 % der Novizen in den Klöstern bereits beim Eintritt homosexuell sein. Der Rest hat dann kaum eine Chance.
Weshalb passiert aber nichts? Weshalb bekommt Rom das Problem nicht in den Griff? Auch das ist wohl systemimmanent. Rom kann eigentlich gar nichts tun. Die Lehre kann in einem System, welches die Unfehlbarkeit kennt, nicht einfach so geändert, das Zölibat also nicht einfach abgeschafft werden. Das RKS kann auch nicht einfach eingestehen, dass ein Priester keine besondere Fähigkeit besitzt, ein moralisch reines Leben zu führen. Erschwerend kommt dazu, dass das RKS keine Möglichkeit kennt, jemandem das Priesteramt zu entziehen und einem Priester seine sexuellen Sünden vergeben sind, wenn er sie nur einem anderen Priester beichtet. Wie praktisch. Ich vergebe dir deine Sünden, du vergibst mir meine. Dritte müssen nichts davon wissen. Von innen heraus wird sich trotz jahrelanger anderweitiger Beteuerungen nichts ändern.
Das so über Jahrzehnte und Jahrhunderte verursachte Leid ist unermesslich. An allererster Stelle stehen hier natürlich die Opfer der Übergriffe. Aber auch die Priester sind in einem gewissen Sinne Opfer. Das soll ihre schrecklichen Taten nicht verniedlichen und schon gar nicht rechtfertigen. Sie sind vollends verantwortlich, müssen dafür eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen und werden seinen Zorn in vollem Masse zu spüren bekommen. Aber wir müssen auch sehen, dass das RKS solch abscheuliche Taten geradezu heraufbeschwört, indem es sündige Menschen in eine unmögliche Situation zwingt. Das System ist auch in dieser Hinsicht menschenverachtend.
Die Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche dürfen uns also nicht überraschen. Es ist nicht verwunderlich, dass eine Lehre und ein System mit dämonischem Ursprung auch zu dämonischen Ergebnissen führen.
Gibt es Hoffnung? Ja, natürlich! Sie ist aber nicht in politischen Forderungen, Kommissionen oder gar in Rom zu finden. Sie ist ausschliesslich im Evangelium von Jesus Christus und im Wort Gottes zu finden. Beten wir für die Opfer, aber auch für die Täter, dass sie in Jesus Christus Frieden und Vergebung finden mögen. Und beten wir, dass der Herr ein mächtiges Werk tut und Rom zurück zu Seinem Wort führt. Amen.
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*Wäre er es trotzdem, so würde er wohl sofort sein Amt niederlegen. Kein Christ würde unseren Herrn Jesus Christus in jeder Messe erneut als Opfer darbringen. Kein Christ würde sich anmassen, Sünden vergeben oder Gottes Gnade erteilen zu können. Kein Christ würde Maria als Königin des Himmels und als Coredemptrix anbeten, usw. Vor allem aber weiss ein Christ, dass auch das Priesteramt selbst unbiblisch ist. Christen benötigen keinen Mediator zwischen ihnen und Gott. In Jesus Christus haben wir direkten Zugang zu Ihm. Ich will nicht ausschliessen, dass es unter den Priestern trotz allem einige wahre Christen gibt. Es können aber eigentlich nur sehr wenige sein. Und sie müssen eine sehr schlechte Theologie haben.