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Salz der Erde und Licht der Welt

Autorenbild: Raymond HofmannRaymond Hofmann

(Predigt gehalten im Dezember 2022, zum Abschluss meiner Ausbildung am Reformation Seminary. Nachfolgend die Deutsche Übersetzung)


Welchen Einfluss haben Christen und die Kirche heute noch in der Schweiz? Leider ist nicht mehr viel davon übrig. 500 Jahre nach Zwingli in Zürich und Calvin in Genf sind christliches Denken und Handeln im öffentlichen Raum kaum wahrnehmbar. Die Kirche hat ihre Funktion als prophetische Stimme aufgegeben, und das Wort Gottes ist aus dem öffentlichen Leben weitgehend verschwunden.


Die Schweiz geht den Weg, den die Welt geht, wie unschwer an folgenden Beispielen zu erkennen ist.


Seit diesem Jahr ist die gleichgeschlechtliche Ehe in der Schweiz legal. Die evangelisch-reformierte Landeskirche hat den Gesetzesentwurf unterstützt, andere christliche Kreise haben zu diesem Thema weitgehend geschwiegen.


Im Juni wurde ein Christ verhaftet und später wegen Hassrede verurteilt. Sein Vergehen? Er hatte während einer Pride-Parade in der Öffentlichkeit aus der Bibel gelesen. Und die Kirche? Sie schweigt.


Während Covid wurde unsere Verfassung ausser Kraft gesetzt. Wie in anderen Teilen der Welt wurde eine medizinische Tyrannei errichtet. Kinder litten, Lebensgrundlagen wurden zerstört, wirksame Behandlungen wurden verhindert, unsichere und weitgehend nutzlose Impfungen wurden den Menschen aufgedrängt oder gar vorgeschrieben. Kirchen wurden geschlossen.


All dies ohne nennenswerten Widerstand der Christen. Ganz im Gegenteil. Kirchen wurden nicht nur geschlossen, sie liessen sich auch vom Staat vorschreiben, ob und unter welchen Bedingungen sie wieder öffnen dürfen. Sie akzeptierten Kapazitätsbeschränkungen, Abstandsregeln, Masken, Verzicht auf Singen, ja sogar den Verzicht auf das Abendmahl. Wie wenn das Bundesamt für Gesundheit, und nicht Jesus Christus das Oberhaupt der Kirche wäre.


Das Schlimmste aber war, dass viele bekennende Christen die Tyrannei aktiv unterstützten und sich an etwas beteiligten, was ich als geistlichen Missbrauch bezeichnen würde. Sie redeten uns ein, dass Maskentragen und Impfen als Akt der christlichen Nächstenliebe zwingend geboten sei. Und dass kritische Fragen zu stellen oder Gott bewahre, gar unsere Kirchen zu öffnen, ohne den Auflagen des Staates nachzukommen, unserem Zeugnis schaden würde.


“Welches Zeugnis denn?”, wage ich zu fragen. Zahlreiche Christen und ihre Kirchen sind doch von der Welt, in der wir leben, kaum mehr zu unterscheiden. Was ist ihr Zeugnis? Welches ihre Botschaft?


Nur noch wenige Tage, dann feiern wir die Geburt unseres menschgewordenen Königs, Herrn und Erlösers Jesus Christus. Zu diesem Anlass finden wir auf der Webseite der evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz einen prominent platzierten Artikel mit folgendem Titel: “Finger weg von diesen Weihnachtsgeschenken!”


Der Artikel startet so: “Weihnachten ist das Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Schlecht ausgewählte Geschenke können die Stimmung aber schnell vermiesen.” Unter den aufgeführten “Geschenke-Flops” finden wir neben Wollsocken, Kalender und Gutscheinen auch Badesalz. Badesalz? Ja, denn ein heisses Bad gehört zu den “heimlichen Energiefressern im Haushalt” und ist somit schlecht für die Stromrechnung – und natürlich für das Klima.


Das ist es also, was uns die evangelische-reformierte Kirche der Schweiz zum Thema Weihnachten zu sagen hat. Der Letzte soll bitte das Licht löschen.


Wir machen es uns allerdings zu einfach, wenn wir nichts weiter tun, als die Tatsache beklagen, dass der historisch gesehen gewichtige christliche Einfluss aus unserer Schweizer Kultur und Gesellschaft praktisch verschwunden ist.


Stattdessen müssen wir uns selbst an der Nase nehmen und uns prüfen. Haben wir denn Einfluss auf die Welt? Und falls ja, wie haben wir Einfluss? Auf solide, biblische Art and Weise?


In seiner grossen Liebe und Weisheit hat unser Herr uns eine sehr klare Vorstellung davon gegeben, wie wir als Christen in der Welt wirken und sie beeinflussen sollen. Schlagt mit mir dazu Matthäus Kapitel 5, Verse 13-16 auf. Dort lesen wir (und das ist das Wort des lebendigen Gottes):


13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. 16 So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5:13-16, Schlachter)

Christen sollen auf eine Welt einwirken, die sich im Zerfall und einem Zustand der Dunkelheit befindet

Unmittelbar vor unserem Text stehen die Seligpreisungen, mit denen unser Herr die Bergpredigt eröffnet (Matthäus 5:1-12). In den Seligpreisungen beschreibt Jesus den Charakter eines Christen. In den Versen 3 bis 9 werden wir Christen charakterisiert als Arm im Geist, trauernd über unsere Sünde, hungrig und durstig nach Gerechtigkeit, barmherzig, rein im Herzen, und als Friedensstifter.


Das heisst, wir unterscheiden uns deutlich von der Welt, und um unserer Gerechtigkeit willen werden wir Christen deshalb Verfolgung erleiden, wie wir in den Versen 10 und 11 weiter lesen.


Aber selbst unter Verfolgung sollen wir uns freuen und fröhlich sein (Vers 12),

was wiederum unsere Andersartigkeit, ja Besonderheit im Vergleich mit der Welt unterstreicht.


Gleich im Anschluss kommt unser Text, in dem der Herr uns aufruft, in der Welt zu wirken, sie zum Guten und zu seiner Ehre zu beeinflussen (Verse 13 bis 16).


Wir wirken dadurch, dass wir anders sind

Es ist unsere Besonderheit, unsere Andersartigkeit, durch die wir Wirkung zeigen können in der Welt. Salz konserviert das Fleisch, in das es gerieben wird und Licht erhellt den ganzen Raum, in dem es brennt. Salz und Licht zeigen beide Wirkung, weil sie sich von ihrer Umgebung unterscheiden.


Durch unser Anderssein, durch unser Abweichen von der kulturellen Norm, sollen wir also die Welt beeinflussen. Derselbe Gedanke wird uns im Hohepriesterlichen Gebet Jesu in Johannes 17 vermittelt:


14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. 15 Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. 16 Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. (Johannes 17:14-16, Schlachter)

Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Wir sind von der Welt verschieden, wir sind andersartig. Wenn wir aber Wirkung haben wollen, so dürfen wir uns nicht von der Welt verabschieden, uns in unsere christliche Blase zurückziehen. Nein, wir müssen mitten in der Welt stehen, uns mit ihr auseinandersetzen, uns an ihr reiben. Deshalb belässt uns der Herr in der Welt. Damit wir sie beeinflussen.


Der Aufruf unseres Herrn macht Annahmen über die Welt, in der wir leben

Bevor wir genauer untersuchen, wie Christen die Welt beeinflussen, möchte ich eure Aufmerksamkeit auf zwei wichtige Annahmen lenken, die unser Text über die Welt macht.


Wenn wir Salz sein sollen, dann impliziert das, dass die Welt am Verfallen ist. Wenn wir als Licht handeln sollen, dann bedeutet das, dass die Welt sich in einem Zustand der Finsternis befindet.


Die Welt ist am Verfallen

Eine der grossen Lügen, denen die Welt auf den Leim geht, ist, dass alles immer besser wird. Evolution, Humanismus, Säkularismus: alle lehren, dass sich der Mensch und die Gesellschaft stetig weiterentwickeln und verbessern, nobler werden, moralischer werden.


Ende des 19. Jahrhunderts war die Welt überzeugt, dass das 20. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter werden würde. Kriege würden abgeschafft, die Nationen würden miteinander reden, nicht kämpfen. Krankheiten würden geheilt werden. Die Bildung der Massen würde der Kriminalität Einhalt gebieten, der Unmoral ein Ende setzen und die weltweite Armut beenden. Es wird das Paradies auf Erden, dachten sie. Stattdessen bekamen sie zwei Weltkriege.


Doch sie glauben immer noch an die Lüge. Und die Ironie unserer Zeit ist es, dass unsere Generation nur ein weiterer Beweis dafür ist, dass es eben genau das ist: eine Lüge. Wenn wir uns die heutige Welt anschauen, dann sehen wir nicht das Paradies auf Erden.


Wir sehen eine Welt nach Römer 1. Sie hielten sich für weise und sind zu Narren geworden. Gott hat sie dahingegen in unwürdige Gesinnung, in die Begierde ihrer Herzen. Sie sind erfüllt von Ungerechtigkeit, Bosheit und Gier. Sie sind erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam, ohne Verstand.


Ich könnte noch lange fortfahren. Aber lest selbst Römer 1:18-32 und vergleicht den Text mit unserer heutigen Welt. Die Wahrheit ist nicht zu verbergen. Die Welt ist verdorben, sündig, am Verrotten.


Die Bibel lehrt uns das von Beginn weg. In 1. Mose Kapitel 1 schuf Gott das Universum und den Menschen. Und Sein Werk, Seine Schöpfung war “sehr gut.” Doch es geht nicht lange, bis Adam und Eva ihren verhängnisvollen Entscheid treffen, lieber auf Satan statt auf Gott zu hören. Und damit das Unheil in Gang bringen. Bereits in Kapitel 6 betrachtet Gott die Welt und sieht, “dass die Bosheit des Menschen sehr gross war auf der Erde und alles Trachten der Gedanken seines Herzens allzeit nur böse.” (1. Mose 6:5)


Bis auf acht Gerechte liess er deshalb den ganzen Rest der Menschheit ertrinken und ermöglichte dadurch einen Neuanfang. Aber bereits in Kapitel 19 sind Sodom und Gomorrha so verdorben, dass Gott die beiden Städte und all ihre Bewohner mit Feuer und Schwefel vernichten musste. Petrus schreibt in 2. Petrus Kapitel 3, dass in der Zukunft eine Zeit kommen wird, in der Gott das Gleiche in globalem Massstab tun muss – und tun wird.


Der Mensch wird schlimmer und schlimmer, weil er von der Sünde infiziert ist. Sein Problem ist ein moralisches. Und keine noch so fortgeschrittene Wissenschaft, Bildung oder Gesetzgebung kann es lösen.


Optimismus im humanistischen, säkularen Sinn ist unbiblisch. Die Menschheitsgeschichte selbst beweist es.


Die Welt ist in einem Zustand der Finsternis

Wie wenn das nicht schon schlimm genug wäre, ist die Welt dazu auch noch ahnungslos, was vor sich geht. Seit dem 18. Jahrhundert reden sie ständig von "Aufklärung" (“enlightenment” im Englischen, also “Erhellung”). Wissenschaft und Technik sollten uns Wissen geben, und dieses Wissen sollte “Erhellung”, also Licht ins Dunkel bringen.


In vielerlei Hinsicht ist das auch passiert. Man denke nur an die Fortschritte in der Medizin, der Kommunikationstechnologie oder der Fertigungstechnik, die mehrheitlich einen grossen Segen für die Menschheit bedeuten. Beflügelt von diesen ohne Zweifel begrüssenswerten Fortschritten, häufen sie deshalb weiterhin Wissen an und setzen ihre ganze Hoffnung auf Bildung und Fortschritt.


Das Problem dabei ist natürlich, dass all dieses Wissen rein mechanisch, rein biologisch ist. Aber die wirklichen Faktoren, die das Leben ausmachen, bleiben unangetastet. Sie wissen nicht, warum die Menschen so sind, wie sie sind. Sie haben keine Ahnung von der Wahrheit über Leben und Tod, über die Ewigkeit.


Und so können die weltweit klügsten Menschen nicht erklären, warum all ihr Wissen so gut wie keinen Einfluss darauf hat, wie die Welt sich entwickelt. Sie können nicht erklären, warum es immer noch Kriege gibt, warum die Armut noch nicht ausgerottet wurde oder warum Politiker immer noch korrupt sind. Therapeutische Experten sind verblüfft über die Tatsache, dass all ihre Ratschläge keinerlei Auswirkungen auf Ehescheidungen, Drogenmissbrauch und das persönliche Wohlbefinden im Allgemeinen haben. Wenn es um diese Dinge geht, hat der Mensch keine Antworten.


Die Wahrheit ist, dass es ohne den christlichen Glauben kein Licht in der Welt gibt. Sie tappen in völliger Dunkelheit umher. Wie Martyn Lloyd-Jones einmal gesagt hat: "Christen wissen mehr über das Leben als der grösste Experte in jedem Fachgebiet, der kein Christ ist."


Als Christen aber sind wir das Salz der Erde und das Licht der Welt. Gott hat uns verändert. Er hat uns aus dieser Welt herausgerufen, aus uns neue Geschöpfe gemacht, die nicht wie die Welt sind. Wir unterscheiden uns, damit wir als Salz den Zerfall aufhalten können. Und damit wir als Licht die Wahrheit sichtbar werden lassen können.


Wir sind Salz, wir sind Licht. Nicht jemand anderes. Niemand sonst kann diese Rolle übernehmen. Wir sind die Einzigen. Die Grammatik des griechischen Textes macht dies deutlich, denn die Pronomen sind emphatisch. Wir könnten wörtlich übersetzen: "Das einzige Salz der Erde seid ihr, das einzige Licht der Welt seid ihr.”


Aber wie sind wir Salz und wie sind wir Licht?


Wir wirken in der Welt als Salz

“Ihr seid das Salz der Erde.”, heisst es in Vers 13. Das Erste, was uns auffällt: Es heisst nicht “die Kirche” ist das Salz der Erde. Nein, der Herr wendet sich an uns als individuelle Christen.


Die Aufgabe der Kirche ist es, das Evangelium zu predigen und Jünger zu machen. Es ist nicht die Hauptaufgabe der Kirche, sich gegen Kriege oder soziale Missstände auszusprechen. Nein, die Aufgabe der Kirche ist es, Sünder zu retten und sie dann zu lehren, Christen zu sein. Christen, die ihren Glauben praktisch leben und ihrem Glauben wachsen. Christen, die auch wirklich Christen sind.


Es sind aber individuelle Christen, die durch ihr Christsein die Gesellschaft beeinflussen. Es ist der einzelne Christ, der Wirkung erzielt dadurch, wie er oder sie sich verhält, wie er oder sie redet und wie er oder sie damit Gespräche beeinflusst. Es geht darum, wie wir wählen und abstimmen, wie wir uns in der Wirtschaft und im gesellschaftlichen Leben engagieren und einbringen.


In der Vergangenheit sind ganze Gesellschaften aufgeblüht, wenn es eine Erweckung gab, wenn also die Zahl der Christen schnell gewachsen ist. Die beste Hoffnung für jede Gesellschaft ist eine wachsende Zahl von Christen, die als Salz in ihr wirken.


Salz wirkt hauptsächlich auf drei Arten, wenn es mit der Substanz in Kontakt kommt, auf die es angewendet werden soll. Salz konserviert, Salz würzt, und Salz schmerzt.


Salz konserviert

Wenn Salz in Fleisch eingerieben wird, verhindert es den Verderb. Das ist der Grundgedanke. Wir sind ein Antiseptikum in der Welt.


Wie verhindern wir Verfall und Fäulnis? Unsere Anwesenheit sollte beeinflussen, wie die Menschen denken. Sie sollte bewirken, dass die Leute anders sprechen, wenn wir in der Nähe sind. Unser Verhalten bei der Arbeit, das Verhalten unserer Kinder in der Schule, unser Umgang mit Menschen ganz allgemein wird auffallen, denn wir halten in vielerlei Hinsicht ganze andere Massstäbe aufrecht, als die Welt es sich gewohnt ist. So bremsen wir den Zerfall. Und die Welt wird Notiz davon nehmen.


Unsere Anwesenheit kann auch ganz direkt den Zorn Gottes fernhalten.

Erinnert ihr euch (1. Mose 18), wie Abraham Gott anflehte, Sodom und Gomorrha doch zu verschonen, wenn auch nur noch 50 Gerechte in der Stadt wären? Und Abraham Gott dann sogar auf 45, 40, 30, und zuletzt zehn “herunterhandelt?” Lediglich zehn rechtschaffene Menschen hätten die gesamte Bevölkerung dieser Gegend verschonen können!


Salz konserviert also. Aber Salz würzt auch, es verleiht Geschmack.


Salz würzt

Wie eine Mahlzeit ist eine Welt ohne Salz fade und geschmacklos. Und die Welt weiss das, auch wenn sie es nie zugeben würde. Tief in ihrem Inneren wissen sie, dass ihr Leben einsam und bedeutungslos ist. Deshalb sind sie besessen von Unterhaltung, deshalb betäuben sie sich mit Drogen und Alkohol, deshalb inszenieren sie sich in den sozialen Medien. Deshalb versuchen sie, Ruhm und Reichtum anzuhäufen.


Alles auf der vergeblichen Suche nach Befriedigung, nach Sinn, nach Liebe, nach Schönheit. Aber nichts von alledem kann ohne Gott, kann ohne Wahrheit existieren.


Salz konserviert. Salz würzt. Und Salz schmerzt.


Salz schmerzt

Salz hat eine heilende Wirkung, wenn es in eine Wunde gestreut wird. Aber es tut weh. Unser Verhalten schmerzt sie, und wenn wir die Welt mit ihrer Sünde konfrontieren, sind wir wie ein Stachel in ihrem Fleisch.


Ich glaube, wir müssen mehr davon tun. Wir müssen die Welt mehr reizen, mehr irritieren. Wir müssen für die Wahrheit einstehen, auch wenn es unangenehm ist. Nur so können wir die Welt dazu bringen, ihre Wunden überhaupt wahrzunehmen. Es ist der erste Schritt, ohne den es niemals Heilung geben kann.


Wir konservieren. Wir würzen. Und wir tun weh.


"Aber,” fährt Vers 13 fort, “wenn das Salz fade geworden ist, wie soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird.”


Wir müssen unsere Salzigkeit bewahren.

Wenn wir nicht als Salz wirken, wenn wir keinen Einfluss auf die Welt haben, dann haben wir hier keinen Nutzen.


Salz verliert seine Wirkung, wenn es schmutzig, wenn es verunreinigt wird. Genauso ist es mit uns Christen. Wenn wir weltlich werden, verlieren wir unsere Andersartigkeit. Und damit auch unsere Fähigkeit, die Welt zu beeinflussen.


Es ist eine Tragödie mitanzusehen, wie die Kirche in ihrem Bemühen, relevant zu bleiben und eine Stimme in der Welt zu haben, sich in so vielen Bereichen anbiedert und damit zu einem Spiegelbild der Welt wird. Sie verliert damit genau jenen Einfluss, den sie eigentlich bewahren will. Schlimmer noch, sie redet uns Christen ein, dass wir es ihr gleichtun sollen. Ja nicht anecken, ja keine Gefühle verletzen, auf keinen Fall unser “Zeugnis” schwächen, indem wir unsere ungläubigen Mitmenschen mit biblischen Wahrheiten verärgern. Ein guter Christ zu sein bedeutet dann einfach “unseren Nachbarn zu lieben”, und zwar bitte so, wie es die Welt definiert. Wir tragen dann Maske, sammeln für die Ukraine, retten das Klima und halten es für grossartig, wenn gleichgeschlechtliche Paare “heiraten” können. Gottes Liebe kennt ja schliesslich auch keine Grenzen, oder?


Wie aber sollen wir so unsere Funktion als Salz ausüben? Wir müssen konservieren, wir müssen würzen und wir müssen wehtun. Und dafür müssen wir unsere Salzigkeit bewahren. Unser Herr hat keine Verwendung für uns, wenn wir das nicht tun!


Als Salz beeinflussen wir also die Welt durch unseren christlichen Charakter. Wir unterscheiden uns von der Welt. Und diese Unterschiede sind in unserem Leben sichtbar und spürbar.


Wir sind aber nicht nur Salz. Wir sind auch Licht.


Wir wirken in der Welt als Licht

In Vers 14 heisst es, "Ihr seid das Licht der Welt.”


Ein erster wichtiger Punkt ist, dass natürlich Christus das wahre Licht der Welt ist. Im Johannesevangelium sagt Jesus: “Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben." (Johannes 8:12)


Jesus ist das wahre Licht.


Wir sind nur Licht durch unsere Beziehung zu ihm. Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus: "Ihr wart einst Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts!” (Epheser 5:8)


Es ist ein Wunder. Als Christen werden wir Teilhaber der göttlichen Natur. Er ist in uns, und wir sind in Ihm. Und das ist der Grund, warum Er zu uns sagen kann: “Ihr seid das Licht der Welt.”


Ein zweiter wichtiger Punkt ist der, dass der Begriff des Lichts in der Bibel untrennbar mit der Erkenntnis Gottes, mit der Wahrheit verbunden ist.


In Psalm 119:105 lesen wir: "Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.” Gott ist Licht, das Wort ist Licht.


David beginnt Psalm 27 mit den folgenden Worten: "Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?”


Das Licht Gottes offenbart uns Wahrheit. Die Wahrheit über Ihn, Seine Schöpfung, den Zustand (oder besser: die Krankheit) des Menschen, sowie die Wahrheit über die Erlösung.


Nochmals: wir sind nicht das Licht an und für sich. Wir können nur Christus, das wahre Licht in uns, leuchten lassen. Wie aber können wir das tun? Wie können wir als Licht in der Welt wirken?


Auf drei Arten: Licht deckt auf, Licht erklärt und Licht zeigt den Weg.


Licht deckt auf

Licht wirkt zunächst aufdeckend. Plötzlich ist Licht, wo vorher Dunkelheit herrschte. Licht macht uns die Dunkelheit überhaupt erst bewusst.


Wenn Licht dorthin dringt, wo vorher Dunkelheit war, sehen wir Dinge, die uns bisher verborgen waren. Licht entlarvt unter anderem die bösen Taten der Welt als das, was sie sind. Es tut dies, indem es Gottes Massstab anlegt und damit einen Kontrast schafft. Christen zeigen der Welt, wie kaputt ihr Leben ist, wie korrumpiert und verdorben ihr Denken und Handeln ist. Unser Licht zeigt ihnen, dass sie der Finsternis angehören.


Licht entlarvt. Aber Licht erklärt auch.


Licht erklärt

Licht erklärt die Ursache der Finsternis. Wie wir schon gesehen haben, sind die Heiden völlig verblüfft über die Tatsache, dass die Welt nicht besser wird. Aber wir Christen können das einfach erklären. Wir wissen, dass die einzige Ursache der Finsternis die gestörte Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer ist.


Der Mensch wurde von Gott und für Gott geschaffen. Und Gott hat bestimmte Regeln aufgestellt, nach denen der Mensch leben soll. Als Schöpfer hat er natürlich das Recht dazu. Aber er tut es nicht als Tyrann, der uns mit seinen Gesetzen plagen will, sondern er tut es aus Liebe. Als Schöpfer weiss Gott genau, was Menschen benötigen, damit sie gedeihen können, Seine Schöpfung geniessen und in Frieden mit Ihm und ihren Mitmenschen leben können.


Gott hat uns in gewissem Sinne eine Gebrauchsanweisung mitgegeben. Die Menschen aber haben beschlossen, die Gebrauchsanweisung wegzuwerfen. Sie ignorieren Gottes Regeln, ja sie missachten Gott selbst. In der arroganten Meinung, sie wüssten es besser, stellen sie eigene Regeln auf. Sie entscheiden selbst, was richtig und falsch, gut und böse ist. Die direkte Folge davon ist, dass die Menschheit leidet. Gottes Regeln zu missachten, hat Konsequenzen. Die Bibel nennt es Sünde, wenn wir uns nicht an Gottes Regeln halten, wenn wir uns seiner Schöpfungsordnung widersetzen.


Alle Schwierigkeiten, mit denen die Welt konfrontiert ist, lassen sich letztlich durch Sünde erklären. Das Problem ist nicht der Intellekt des Menschen, sondern seine Natur. Eine Natur, die seit dem Sündenfall Gott feindlich gesinnt ist. Der Mensch will nichts von Gott wissen.


Aber natürlich will die Welt das nicht hören, und genau deshalb bleibt sie auch in einem Zustand der Dunkelheit:


Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. (Johannes 3:19, Schlachter)

Licht deckt also auf, und Licht erklärt. Aber das Licht bietet auch einen Ausweg aus der Finsternis. Es zeigt den Weg.


Licht zeigt den Weg

Das ist die wunderbare Realität des Evangeliums. Wir Christen verurteilen nicht nur. Wir kennen nicht nur das Problem, sondern auch die Lösung. Und wir behalten sie nicht für uns, sondern wir laden alle Menschen, auch die grössten Sünder, freudig ein, daran teilzuhaben.


Wir wissen, dass das Problem des Menschen seine sündige Natur ist.

Und wir wissen, dass der Mensch nichts tun kann, um seine Natur zu ändern.

Er benötigt eine neue Natur. Eine, die das Licht liebt und nicht die Finsternis.

Der Mensch muss neu geboren werden.


Und wir Christen können der Welt sagen, dass es Hoffnung gibt! Dass es einen Weg zu Gott gibt, einen Weg, den Er selbst, in Seiner unglaublich grossen Gnade, für uns vorgesehen hat. Dieser Weg – der einzige Weg – ist Jesus Christus, der uns aus freien Stücken neues Leben anbietet. Das Einzige, was wir dafür machen müssen, ist umzukehren, uns von unserer Sünde abzuwenden, Busse zu tun, und unser Vertrauen ganz allein in Ihn als unseren Herrn und Retter zu setzen.


Das ist es, was es bedeutet, das Licht der Welt zu sein. Zuerst entlarven wir die Dunkelheit. Dann erklären wir die Dunkelheit. Und schliesslich beleuchten wir mit unserem Licht den Weg aus der Dunkelheit.


Der grosse Martyn Lloyd-Jones hat es so formuliert:

Wir sind von Männern und Frauen umgeben, die in einem Zustand völliger Dunkelheit leben. Sie werden nie ein Licht haben, ausser von dir und mir und dem Evangelium, das wir predigen.

Wir sind das Licht der Welt. Aber wie das Salz nutzlos ist, wenn es seinen Geschmack verliert, so ist das Licht nutzlos, wenn es verborgen ist, wenn es unter einen Scheffel (Korb, Bottich) gesetzt wird (Verse 14 und 15).


Wir dürfen unser Licht nicht verstecken

Zunächst die gute Nachricht in Vers 14: "Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben.” Unser Licht kann niemals ausgelöscht werden!


Denkt daran, dass wir nicht das wahre Licht sind. Christus, der in uns lebt, ist das wahre Licht. Keiner kann dieses Licht auslöschen. Und niemand kann es uns wegnehmen.


Dennoch, und das ist die schlechte Nachricht, können wir versucht sein, unser Licht zu verstecken (Vers 15).


Manche Christen werden durch Angst in Versuchung geführt. Wir fürchten vielleicht Vergeltung, fürchten Verfolgung. Wir könnten befürchten, Freunde zu verlieren oder unseren Arbeitsplatz, wenn die Leute wissen, dass wir Christen sind. Leider ist das in der heutigen Zeit tatsächlich eine reelle Gefahr.


Manche mögen versucht sein, Menschen nicht zu verletzen. Und in der Tat, das Evangelium ist für Sünder verletzend, weil es ihre Sünde entlarvt und sie dazu bringt, sich ihrem wahren Selbst zu stellen. Die Welt versucht deshalb Christen einzureden, dass es “Hassrede” sein, jemanden mit der Wahrheit und mit seiner Sünde zu konfrontieren. Das ist nicht überraschend. Für jemanden, der die Wahrheit hasst, muss die Wahrheit ja wie “Hassrede” klingen.


Aus diesen und anderen Gründen mögen sich Christen dafür entscheiden, ihr Licht zu verbergen. Aber wenn wir das tun, belassen wir die Welt in der Finsternis. Wir decken das Böse nicht mehr auf, und schlimmer noch, wir verkünden nicht mehr das Evangelium. Wir zeigen den Menschen nicht mehr den Weg zum Licht, sondern lassen sie weiter auf dem Weg wandeln, der direkt in die Hölle führt.

Wenn wir das tun, dann hören wir auf, als Christen zu funktionieren und werden nutzlos. Nutzlos für unseren Herrn, und auch nutzlos für unsere ungläubigen Mitmenschen. Es ist nicht Nächstenliebe, sie nicht auf die grosse Gefahr hinzuweisen, in der sie sich befinden.


Nein, wir sollen unser Licht nicht verstecken, wir sollen es leuchten lassen, wie es in Vers 16 heisst. Und wir dürfen nie vergessen, dass wir es nicht zu unserem eigenen Ruhm leuchten lassen, sondern damit die Menschen unseren Vater im Himmel preisen. Soli Deo Gloria!


Lasst uns auch wirklich Salz und Licht sein

Zusammenfassend können wir sagen: Wir – und nur wir – sind Salz und Licht.


Salz zu sein, ist unser stilles Zeugnis. Als Salz konservieren wir, wir würzen und wir tun weh. Als Salz stoppen wir den Verfall. Wir tun es, indem wir das christliche Leben leben, indem wir den christlichen Charakter an den Tag legen, den unser Herr in den Seligpreisungen für uns beschrieben hat.


Licht zu sein, ist unser lautes Zeugnis. Als Licht entlarven wir, erklären wir und zeigen den Weg. Als Licht bewirken wir echte Veränderung bei den Menschen. Wir tun es, indem wir das Evangelium verkünden.


Und wie ist es mit dir? Bist du Salz und Licht? Als Salz und als Licht zu funktionieren, sollte das Wichtigste in unser aller Leben sein. Nur als Salz und Licht haben wir für unseren Herrn einen Nutzen in dieser Welt!


Womit verbringst du deine Zeit? Wie investierst du die Gaben und Mittel, die Gott dir gegeben hat? Frage dich: hast du Einfluss auf die Menschen um dich herum? Bei der Arbeit, in der Schule, in der Nachbarschaft, unter Freunden, und ungläubigen Familienmitgliedern?


Wir gründen unsere bescheidene kleine Hauskirche mit dem ausdrücklichen Ziel, eine starke Heimatbasis zu schaffen, von der aus wir unseren christlichen Einfluss in unserem Umfeld und unserer Stadt vergrössern können.


Wir wollen einender dabei unterstützen, unsere Salzigkeit zu bewahren, indem wir einander lehren, einander ermutigen und einander korrigieren. Und wenn wir zum Gottesdienst zusammenkommen, füllen wir unsere Lampen mit Öl auf, damit wir für den Rest der Woche hell leuchten können.


Wir möchten zu einer vertrauten Gemeinschaft von Gläubigen heranwachsen, in der wir füreinander da sind, einander unterstützen und stärken. Damit wir nicht allein sind, wenn wir uns entmutigt fühlen. Oder wenn wir verfolgt werden. Und Verfolgung wird kommen. Je mehr wir salzig sind, und je stärker wir unser Licht leuchten lassen.


Bei all dem müssen wir aber darauf achten, dass wir nicht nur mit uns selbst beschäftigen und es uns in unserer kleinen Gemeinde gemütlich machen. Wir müssen in der Welt sein, wir müssen nach draussen gehen. Wir dürfen die ungläubige Welt nicht scheuen. Nein, wir sollen als Christen unsere Wirkung in der Welt entfalten. Und während wir das tun, beten wir um Erweckung in unserer Stadt, in unserem Land, in Europa.


Klar, wir sind nicht viele. Besonders hier in der Region Basel, wo nur 25 % der Bevölkerung wenigstens auf dem Papier einer christlichen Kirche angehören. Es ist dies der mit Abstand geringste Prozentsatz in der gesamten Schweiz. Und die Zahl der wahren Christen ist ohne Zweifel noch viel, viel geringer.


Ja, wir sind wenige, aber das waren die ersten Christen auch! 120 im Obersaal, dazu 500 in Galiläa. Und das nach drei Jahren unter der Lehre des besten Predigers, den die Welt je gesehen hat: Jesus Christus!


Trotzdem machten sie sich daran, die Welt zu verändern. Und wie! Natürlich haben nicht sie die Welt verändert, sondern Gott. Aber Gott hat sie als treue Werkzeuge für seine Ziele benutzt.


Wir sind nur eine kleine Hauskirche, aber so Gott will, werden auch wir fruchtbar sein. Wir werden unser Licht in der Region Basel leuchten lassen und die Ernte einfahren, die Gott für uns vorbereitet hat.


Alles, was wir dazu machen müssen, ist, dem Wort Gottes in unserem Leben und in unserem Zeugnis treu zu sein. Wir sollen Salz und Licht sein, so wie der Herr uns beschrieben hat. Wir sollen unsere Salzigkeit bewahren und unser Licht nicht verbergen. Und dann Gott vertrauen, und Ihn in Seinem souveränen Willen den Rest machen lassen.


Lasst uns in der Welt etwas bewirken, angefangen hier in unserer Nachbarschaft, in unserer Stadt – zur Ehre unseres Vaters im Himmel.


Amen.

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