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Jesu Familie und Geburt

Autorenbild: Raymond HofmannRaymond Hofmann


Wer kennt sie nicht, Maria und Joseph, die irdischen Eltern unseres Herrn Jesus Christus? Aber was wissen wir wirklich über sie? Joseph war ein Zimmerman, Maria eine junge Frau aus bescheidenen Verhältnissen. Sehr wahrscheinlich waren sie noch jung, vielleicht sogar noch Teenager. In ihrer damaligen Kultur war es üblich, dass Ehen schon sehr früh arrangiert wurden. Ganz sicher aber waren sie ganz gewöhnliche Leute.


Nur ihr Glaube war aussergewöhnlich. Ihr Leben änderte sich schlagartig, als der Erzengel Gabriel Maria offenbarte, dass sie als Jungfrau einen Sohn gebären wird. Für beide muss das ein Schock gewesen sein. Aber sie haben die Konsequenzen von Gottes Willen für ihr Leben akzeptiert. Sie haben die Tragweite von Gottes Plan kaum ganz verstanden. Aber sie haben Gott unerschütterlich vertraut. Sie waren die idealen irdischen Eltern für Gottes Sohn.


Nichts an der Weihnachtsgeschichte ist wichtiger als die Jungfrauengeburt. Es muss sich alles genauso zugetragen haben, wie die Heilige Schrift es uns lehrt. Sonst hat Weihnachten keinen Sinn. Sonst macht der ganze christliche Glaube keinen Sinn. Wenn Jesus ein uneheliches Kind ist, ja selbst, wenn er das legitime Kind des ehelichen Bunds zwischen Maria und Joseph ist, dann ist er nicht Gott. Und wenn er nicht Gott ist, dann sind seine Behauptungen gelogen. Wenn seine Behauptungen gelogen sind, dann ist seine Errettung eine Falschmeldung. Und wenn seine Errettung eine Falschmeldung ist, dann sind wir alle verloren.


Die Jungfrauengeburt ist die Grundlage für alles, was die Bibel über Jesus sagt. Wer die Jungfrauengeburt ablehnt, lehnt auch die göttliche Natur von Jesus ab. Er lehnt die Autorität der Schrift ab, wie auch eine ganze Reihe weiterer Lehren im Herzen des christlichen Glaubens. Alles hängt von der Wahrheit ab, die wir an Weihnachten feiern – dass Jesus Gott in Menschengestalt ist. Damit Jesus Gott sein kann, muss er von Gott stammen. Joseph (ein Mann) und Maria (eine Frau) können nicht Gott zeugen. Gott kann nicht durch natürliche Prozesse in unsere Welt hineingeboren werden.


Schon ganz am Anfang der Bibel finden wir Hinweise, dass uns Gott seinen Erlöser als Sohn einer Jungfrau senden wird. Nachdem Adam und Eva von der Frucht gegessen hatten, sprach Gott einen Fluch über die Schlange (Satan) aus: “Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen” (1. Mose 3:15). Es ist die einzige Stelle in der Bibel, die von “ihrem Samen” spricht. Wenn die Bibel sonst über Nachkommen berichtet, ist immer vom männlichen Samen die Rede. Es ist ein erster starker Hinweis darauf, dass Jesus keinen menschlichen Vater haben wird. Wir kennen auch den Rest der Erfüllung dieser Prophezeiung. Satan hat Jesus am Kreuz verletzt, aber der Tod und die Auferstehung unseres Herrn sind der entscheidende Schlag gegen den Kopf der Schlange.


Auch Jesaja hat die Jungfrauengeburt prophezeit: “Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird ihm den Namen Immanuel geben” (Jesaja 7:14). Die erstaunliche Tatsache der übernatürlichen Geburt Jesu ist die einzige Erklärung für sein perfektes, sündenfreies Leben auf Erden. Ein Skeptiker hat einmal einen Christen gefragt: “Wenn ich dir sagen würde, dass der Junge dort drüben ohne menschlichen Vater geboren ist, würdest du mir das glauben?” “Ja,” antwortete der Christ, “wenn er so leben würde, wie Jesus gelebt hat.”


Maria

In Lukas 1:27 lesen wir, dass Maria mit Joseph verlobt war. Verlobung in ihrer damaligen Kultur bedeutete nicht das, was wir heute darunter verstehen. Die rabbinischen Schriften unterscheiden zwei Stufen der jüdischen Eheschliessung. Die erste Stufe, Qiddushin, war die Verlobung. Sie war rechtlich ebenso verbindlich wie die Ehe selbst. Während dieser Zeit, die mehrere Monate andauern konnte, lebten die Eheleute noch getrennt bei ihren jeweiligen Familien. Intimitäten waren strengstens verboten. Die zweite Stufe, die Chuppa, entspricht in etwa unserer Hochzeit. Es war allerdings ein viel grösserer Anlass, der oft sieben Tage lang dauerte. Erst danach zogen die Eheleute in ihr gemeinsames Heim ein.


Marias Schwangerschaft begann während dem Qiddushin, sie lebte also noch nicht mit Joseph zusammen. In dieser Zeit, neun Monate vor Weihnachten, kam der Engel Gabriel zu ihr.


Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiß? Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. (Lukas 1:30-35)

Der Engel hat nicht weniger versprochen, als dass Gott zu uns auf die Welt kommt. Weiter sagt uns die Bibel nicht viel über Maria. Wir wissen, dass sie eine Schwester hatte, Salome, die Mutter der Kinder des Zebedäus (Matthäus 27:56, Markus 15:40, Johannes 19:25). Zebedäus war der Vater der Apostel Jakobus und Johannes. Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer, war ebenfalls eine Verwandte Marias (Lukas 1:36). Und aus Lukas’ Genealogie wissen wir, dass ihr Vater Eli hiess und aus dem Hause Davids stammte (Lukas 3:23).


Was wir ebenfalls wissen: Ihr Glaube und ihre Bescheidenheit waren bemerkenswert. Auf die Ankündigung des Engels antwortete sie schlicht: “Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort” (Lukas 1:38). Sie sah ihre Rolle einfach als Dienerin Gottes. Unter den Umständen hätte sie versucht sein können zu prahlen, oder auch zu protestieren. Sie tat keines von beidem. Stattdessen brach sie in ihr berühmtes Loblied auf Gott aus (Lukas 1:46-54). Sie unterstreicht damit ihre Demut und ihr grenzenloses Vertrauen auf Gott.


Aus den all den Frauen, aus denen Gott hätte auswählen können – Königinnen, Prinzessinnen, Töchter der Reichen und Mächtigen – hat er eine unbekannte, bescheidene junge Frau aus einem kaum bekannten Dorf gewählt. So gottesfürchtig sie aber auch war, Maria war trotzdem eine Sünderin, die einen Retter benötigte. Genau wie wir alle. Sie wusste genau, dass sie Gottes Gnade nicht verdient hatte, und deshalb dankte sie ihm und nannte ihn “Gott meinen Retter” (Lukas 1:47). Maria wusste, was alle wissen, die glauben: dass wir einen Retter benötigen.


Warum fiel die Wahl auf sie? Nicht, weil sie perfekt war. Sondern, weil es Gott so wollte. Nicht, weil sie besonders würdig war. Sondern weil Gott sie in seiner Souveränität ausgewählt und sie, wie alle seine Auserwählten, mit Gnade überschüttet hat.


Joseph

Die ursprüngliche Nachricht über Marias Schwangerschaft stellte Joseph vor zwei Probleme. Erstens konnte er unter sie unter diesen Bedingungen nicht mehr heiraten. Zweitens musste er entscheiden, wie er mit Maria umgehen sollte. Wir wissen nicht, was er empfand: Bitterkeit, Wut, Groll, Traurigkeit. Er musste ja annehmen, dass Maria ihn betrogen hatte. Matthäus beschreibt die Geschichte aus Josephs Perspektive:


Die Geburt Jesu Christi aber geschah auf diese Weise: Als nämlich seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, noch ehe sie zusammengekommen waren, erwies es sich, daß sie vom Heiligen Geist schwanger geworden war. Aber Joseph, ihr Mann, der gerecht war und sie doch nicht der öffentlichen Schande preisgeben wollte, gedachte sie heimlich zu entlassen. Während er aber dies im Sinn hatte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum, der sprach: Joseph, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was in ihr gezeugt ist, das ist vom Heiligen Geist. Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden. Dies alles aber ist geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten geredet hat, der spricht: »Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären; und man wird ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: »Gott mit uns«. Als nun Joseph vom Schlaf erwachte, handelte er so, wie es ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich; und er erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte; und er gab ihm den Namen Jesus. (Matthäus 1:18-25)

Joseph war ein gerechter Mann. Er liebte Maria so sehr, dass er sie trotz allem persönlichen Schmerz schützen wollte. Er hätte ihre öffentlich den Prozess machen und sie bloßstellen können. Ihr hätte dann womöglich die Todesstrafe gedroht. Stattdessen zeigte er Mitgefühl und entschied sich dafür, sie ohne grosses Aufsehen einfach gehen zu lassen. Niemand musste davon wissen. Aber dann kam der Engel zu ihm und erklärte ihm alles. Da schwangere Jungfrauen nicht gerade alltäglich waren, machte sich Gott persönlich zum Anwalt für Maria. In seiner Gnade sandte er einen Engel zu Joseph, dessen Worte das Wunder und die übernatürlichen Umstände der Geburt Jesu bestätigten.


Hier sehen wir, ähnlich wie bei Maria, den tiefen und festen Glauben Josephs am Werk. Als er aus dem Traum aufwachte, nahm er Maria zur Frau (Chuppa). Joseph war ein guter Mann. Wie könnte es auch anders sein? Oder würde der Allmächtige Gott seinen Sohn in die Obhut eines Mannes geben, der das nicht war? So wurde Joseph zum rechtlichen (nicht biologischen) Vater von Jesus. Und damit ist ein nicht unwesentliches Detail verbunden. Joseph, als Sohn Davids, war Teil der königlichen Linie, die das Thronrecht besass. Und damit besass auch Jesus, als ältester Sohn, den rechtlichen Anspruch auf den Thron Davids. In Gottes Reich muss alles korrekt ablaufen.


Obwohl Maria und Joseph nun definitiv Mann und Frau waren, blieb Maria Jungfrau bis nach der Geburt Jesu. Damit wurde die Prophezeiung von Jesaja wörtlich erfüllt. Die römisch-katholische Kirche hat später die Legende in die Welt gesetzt, dass Maria für den Rest ihres Lebens Jungfrau geblieben sei. Aber das ist nicht wahr. Nach Jesu Geburt hatten Maria und Joseph eine normale eheliche Beziehung und sie hatten mindestens sechs weiter Kinder. Die Bibel nennt sogar die Namen einiger seiner Halbbrüder (Matthäus 13:55). Und zwei von ihnen (Jakobus und Judas) schrieben Bücher des Neuen Testaments.


Die Geburt Jesu

Die Geschichte über die Geburt Jesu wurde über die Jahrhunderte stark mythologisiert und idealisiert. Viele stellen sich eine Krippenszene im Schnee, mit singenden Engeln, vielen Anbetern, Ochsen und Eseln vor. Nichts davon steht in der Bibel.


Weihnachten ist zu einem Mix aus heidnischen Ideen, Aberglauben, Legenden und schlichtem Unwissen geworden. Damit sollten wir aufräumen und uns zurückbesinnen, was die Bibel tatsächlich über Weihnachten berichtet.


Wir können Jesus nicht kennen, wenn wir nicht verstehen, dass er real ist. Die Geschichte seiner Geburt ist keine Allegorie. Wenn wir uns mit einer romantisierten Vorstellung davon zufriedengeben, oder gar Legenden glauben, dann wird die ganze Geschichte bedeutungslos. Maria und Joseph waren reale, historische Menschen. Die Tatsache, dass sie im Gasthaus keinen Platz fanden, war für sie so schlimm, wie es auch für uns selbst gewesen wäre. Die Krippe, in der das Kind lag, stank nach Tiergeruch. Ebenso die Hirten. Die erste Weihnacht war ganz sicher kein malerischer Anlass.


Aber das macht alles nur noch wundersamer. Das Baby in der Krippe ist Gott! Immanuel!


Das ist der Kern der Weihnachtsbotschaft. Es kamen nicht viele, um ihn anzubeten. Nur eine Handvoll Hirten. Aber eines Tages wird die ganze Welt vor ihm in die Knie gehen und bekennen, dass er der Herr ist (Philipper 2:9-11). Die Zweifler, seine Feinde und die, die ihn einfach ignorieren - alle werden sie sich vor ihm verbeugen. Spätestens, wenn sie von ihm gerichtet werden.


Wie viel besser ist es doch, ihn jetzt schon mit der Anbetung zu ehren, die ihm zusteht. Das ist es, was Weihnachten in uns auslösen sollte.


Wer war im Stall?

Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Krippe, weil für sie kein Raum war in der Herberge. (Lukas 2:7)

Es war eine einsame Geburt. Es war niemand da, der Maria hätte helfen können. Keine Hebammen. Niemand. Und offenbar war auch Joseph keine grosse Hilfe. Sie war auf sich allein gestellt. Maria hat ihn geboren. Sie hat ihn in Windeln gewickelt. Sie hat ihn in die Krippe gelegt.


Maria und Joseph waren allein. In einem Stall. Als Gott vom Himmel zu uns hinabstieg, ist er buchstäblich tief hinabgestiegen. An einen stinkenden, schmutzigen Ort unter äusserst unangenehmen Bedingungen.


Wer waren die Hirten?

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Feld, die bewachten ihre Herde in der Nacht. Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr. Und das sei für euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in der Krippe liegend. Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Herrlichkeit ist bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, und unter den Menschen Gottes Wohlgefallen! Und es geschah, als die Engel von ihnen weg in den Himmel zurückgekehrt waren, da sprachen die Hirten zueinander: Laßt uns doch bis nach Bethlehem gehen und die Sache sehen, die geschehen ist, die der Herr uns verkündet hat! Und sie gingen eilends und fanden Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend. Nachdem sie es aber gesehen hatten, machten sie überall das Wort bekannt, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um und priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. (Lukas 2:8-20)

Es ist bezeichnend, dass Gott eine Gruppe von Hirten auswählte, um ihnen die Nachricht von Jesu Geburt zu überbringen. Hirten gehörten zu niedrigsten und verachtetsten sozialen Gruppen. Durch ihre Arbeit waren sie vom sozialen Leben der Juden faktisch ausgeschlossen. Sie konnten den zeremoniellen Waschungen nicht nachkommen und auch an den religiösen Festen konnten sie nicht wie gefordert teilnehmen. Hier, nur wenige Kilometer von Jerusalem entfernt, hüteten sie Schafe, die ziemlich sicher eines Tages als Opfer im Tempel verwendet wurden. Wie passend, dass sie als Erste vom Lamm Gottes erfuhren!


Noch bedeutungsvoller aber ist, dass sie hingingen, um ihn zu sehen. Niemand sonst hat das getan. Obwohl sie anschliessen allen davon erzählten, ging niemand hin, um Jesus mit eigenen Augen zu sehen.


Die Geschichte der Hirten ist eine passende Illustration für das Leben eines Christen. Er hört zunächst die gute Nachricht und glaubt. Dann kommt er zu Christus und umarmt ihn im Herzen. Und nach seiner Bekehrung verspürt er den Drang, der ganzen Welt von ihm zu erzählen!


Wer waren die Weisen aus dem Morgenland?

Als nun Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten! Als das der König Herodes hörte, erschrak er, und ganz Jerusalem mit ihm. Und er rief alle obersten Priester und Schriftgelehrten des Volkes zusammen und erfragte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Sie aber sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben durch den Propheten: »Und du, Bethlehem im Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird ein Herrscher hervorgehen, der mein Volk Israel weiden soll«. Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundigte sich bei ihnen genau nach der Zeit, wann der Stern erschienen war; und er sandte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht genau nach dem Kind. Und wenn ihr es gefunden habt, so laßt es mich wissen, damit auch ich komme und es anbete! Und als sie den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort stillstand, wo das Kind war. Als sie nun den Stern sahen, wurden sie sehr hoch erfreut; und sie gingen in das Haus hinein und fanden das Kind samt Maria, seiner Mutter. Da fielen sie nieder und beteten es an; und sie öffneten ihre Schatzkästchen und brachten ihm Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und da sie im Traum angewiesen wurden, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg zurück in ihr Land. (Matthäus 2:1-12)

Wir wissen fast nichts über die Weisen aus dem Morgenland. Sie kommen aus dem Nichts, bringen ihre Geschenke, und verschwinden wieder. Aber im Laufe der Zeit hat sich der Mythos entwickelt, dass drei Könige in der Nacht seiner Geburt Jesus mit ihrem Besuch die Ehre erwiesen hätten.


Tatsache ist: Wir wissen nicht, wie viele Männer es waren. Nur, dass sie drei verschiedene Geschenke brachten. Sie waren keine Könige, sondern Magi. Sie fanden Jesus in einem Haus, nicht im Stall. Und der Besuch fand Wochen, vielleicht sogar Monate nach seiner Geburt statt.


Der griechische Historiker Herodot beschreibt die Magi als priesterliche Kaste der Meder, die in Babylon und Mesopotamien zu alttestamentlichen Zeiten ihre Blüte hatten. Sie galten als die Gelehrten ihrer Zeit (deshalb die “Weisen” aus dem Morgenland) und waren Experten auf dem Gebiet der Astronomie wie auch dem Aberglauben der Astrologie. In ihrer Religion übten sie okkulte Praktiken aus. Unser Wort “Magie” lässt sich auf sie zurückführen. Kein Perser konnte König werden, ohne sich von ihnen ausbilden zu lassen. In ihrer Kultur waren sie die Wissenschaftler, Philosophen, Mathematiker, Ärzte und galten auch als Autoritäten des Rechts. Unser Wort “Magistrat” geht ebenfalls auf sie zurück.


Die Magi werden auch im Alten Testament erwähnt. Von Jeremia, aber vor allem auch von Daniel. Als Daniel unter Nebukadnezar zum Premierminister aufstieg, wurde er faktisch zu ihrem Chef. Wir wissen nicht gesichert, wie die Magi zu ihrem Wissen über den wahren Gott, die Heilige Schrift und den Prophezeiungen über den Messias kamen. Aber es liegt auf der Hand, dass sie von Daniel unterrichtet wurden. Und offenbar hat in ihren Überlieferungen vieles davon bis zur Zeit der Geburt unseres Herrn Jesus Christus überlebt.


Als sie Jesus fanden, war er nicht in einem Stall, sondern in einem Haus, d. h. sie haben ihn wahrscheinlich erst mehrere Monate nach seiner Geburt besucht. Wesentlich ist, dass sie Jesus sofort anbeteten, als sie ihn sahen. Gott muss ihnen die Augen geöffnet haben und so ist es sehr wahrscheinlich, dass sie die ersten Heiden waren, die zu gläubigen Christen wurden!


Ihre Geschenke haben eine besondere Bedeutung. Gold und Weihrauch waren typische Geschenke für einen König. Weihrauch hatte zudem eine wichtige Rolle im alttestamentlichen Tempeldienst (3. Mose 2:2) und könnte deshalb hier eine zusätzliche Bedeutung hinsichtlich der göttlichen Natur Jesu haben.


Myrrhe, auf der anderen Seite, war ein eher unübliches Geschenk für einen neugeborenen König. Es wurde zur Einbalsamierung der Toten verwendet (Johannes 19:39) und hatte, vermischt mit Wein, eine betäubende Wirkung. Jesus wurde am Kreuz eine Mixtur aus Myrrhe und Wein zum Trinken angeboten, die er jedoch ablehnte (Markus 15:23). Myrrhe als Geschenk scheint also auf das bevorstehende Leiden und den Tod Jesu hinzuweisen.


Gott hat die Weisen aus dem Morgenland nicht nur zu Jesus geführt. Er hat sie auch in der Auswahl der Geschenke geleitet, damit sie Zeugnis ablegen über sein Königtum, seine Göttlichkeit und seinen Tod im Namen der Menschheit.


Wer Weihnachten verpasst hat

Fast alle haben damals die erste Weihnacht verpasst. Wie die Menschen heute waren sie zu beschäftigt, absorbiert von allen möglichen Dingen. Die Ähnlichkeiten zu heute sind verblüffend. Alle diese Menschen haben ihren Gegenpart in unserer modernen Gesellschaft.


Der Gastwirt

Die Bibel erwähnt ihn nicht explizit. Aber in jener Nacht hat er Joseph und seine hochschwangere Frau nicht nur abgewiesen, er hat offensichtlich nicht einmal Hilfe organisiert für eine junge Mutter, die kurz davor war, ihr erstes Kind zu gebären. Der Sohn Gottes ist womöglich auf seinem Grundstück geboren. Aber er hat Weihnachten verpasst, weil er so beschäftigt war. Er gibt keinen Hinweis darauf, dass er bösartig war. Er war einfach nur zu beschäftigt. Wie Millionen von Menschen heute. Zu Weihnachten sind viele sogar ganz besonders beschäftigt. Parties, Konzerte, Geschenke einkaufen und tausend andere Dinge kämpfen um unsere Aufmerksamkeit. Und im ganzen Chaos verpassen wir den Sohn Gottes.


Herodes

Herodes hat vorgegeben, Jesus anbeten zu wollen. Aber er hatte Angst vor ihm. Er wollte keine Konkurrenz um seinen Thron. Er sah seine Vorherrschaft bedroht. Genauso ist es heute. Viele Menschen möchten nicht zulassen, dass etwas ihrer Karriere, ihrer Macht, ihren Plänen oder ihrem Lebensstil in die Quere kommt. Niemand anderes als sie selbst darf König ihres Lebens sein. Sie sehen Jesus als Bedrohung, und so verpassen sie Weihnachten. Sie haben kein Problem damit, ein paar Tage freizunehmen, um an Weihnachten die Geburt Christi zu feiern. Sie nehmen ihn auch gerne in Anspruch, wenn sie in Not geraten. Sie akzeptieren ihn als spirituellen Wohltäter. Sie sind sogar willens, ihn zu ihrem Leben hinzuzufügen und sich als Christen zu bezeichnen. Aber nicht, wenn er darauf besteht, König zu sein! Davor haben sie genauso Angst wie Herodes. Und deshalb verpassen sie Weihnachten - ebenso wie Herodes.


Die religiösen Eliten

Die Priester und Schriftgelehrten wussten genau, wo Jesus geboren werden sollte. Sie haben es Herodes mittels der Heiligen Schrift erklärt. Aber selbst hielten sie es nicht für nötig hinzugehen, um zu sehen, ob der Messias wirklich geboren ist. Warum? Gleichgültigkeit basierend auf Selbstgerechtigkeit. Sie wussten schon alles, sie hielten sich ja ans Gesetz. Sie taten schon alles, was Gott je von ihnen verlangen konnte. Aber diese Art von Gleichgültigkeit ist eine der grössten Sünden gegen Christus. Es ist traurig, dass diese Reaktion gerade für religiöse Menschen typisch ist. Sie glauben, sie hätten keinen Retter nötig. Aber das ist eine äusserst gefährliche Haltung. Jesus sagte, “Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße” (Matthäus 9:13). Wer nicht realisiert, dass er ein Sünder ist, kann seinem Ruf nicht folgen. Die meisten Menschen lehnen Jesus nicht offen ab. Sie ignorieren ihn einfach. Die Therapie interessiert sie nicht, weil sie glauben, nicht krank zu sein. Auch diese Menschen verpassen Weihnachten.


Die Einwohner Jerusalems

Bethlehem liegt in Gehdistanz zu Jerusalem. Jesu Geburt war die Erfüllung von allem, worauf die Nation Israel gewartet und gehofft hatte. Trotzdem hat die ganze Stadt das Ereignis verpasst. Warum? Weil sie so sehr auf ihre religiösen Rituale fixiert waren, dass sie die Wirklichkeit hinter den Ritualen nicht mehr erkennen konnten. Sie hatten den Kern ihres Glaubens durch ein eigenes System ersetzt. Und Jesus passte nicht in dieses System. Sie hielten Ausschau nach einem heldenhaften Messias, nach einem Eroberer, nicht nach einem Baby in einer Krippe. Sie hofften auf einen Anführer, der ihr religiöses System unterstützen würde, aber Jesus war das pure Gegenteil davon. Solche Menschen sind mit am schwierigsten zu erreichen, wenn es um die gute Nachricht der Errettung durch Jesus Christus geht. Sie sind so versessen darauf, sich ihre Rettung selbst zu verdienen, dass sie die Abgründe ihrer geistlichen Armut nicht erkennen können. Religion kann eine tödliche Falle sein. Rituale können Menschen das Gefühl einer geistlichen Erfahrung geben, aber religiöse Aktivitäten sind nicht gleichzusetzen mit Gerechtigkeit vor Gott. Religion verdammt die Menschen genauso in die Hölle, wie es ein unmoralisches Leben tut. Die Heilige Schrift warnt uns sogar explizit vor Satans List, sich als Engel des Lichts auszugeben (2. Korinther 11:14). Er benutzt sogar Religion, um zu erreichen, dass die Menschen Weihnachten verpassen.


Die Römer

Jesus wurde in der Blütezeit des römischen Reiches geboren. Bethlehem und Jerusalem war voll von römischen Soldaten. Aber auch sie haben Jesu Geburt verpasst. Warum? Götzenanbetung. Sie hatten ihre eigenen Götter - ja sie waren sogar bereit, ihren Kaiser behaupten zu lassen, er wäre ein Gott. Jesus hatte keinen Platz in ihrem Pantheon. Heidentum und Götzenanbetung hat die Welt auch heute noch im Griff. Die meisten Menschen in Europa beten zwar keine Steinfiguren an oder folgen dämonischem Aberglauben wie die Römer. Aber sie beten trotzdem falsche Götter (Götzen) an. Für die einen ist es Geld. Für die anderen ist es Sex. Ich kenne Menschen, die beten Autos, Boote, Häuser, Macht, Prestige, Beliebtheit und Berühmtheit an. Diese Dinge sind nichts anderes als heidnische Götter. Moderne Götzenanbetung zeigt sich in Selbstsucht und Materialismus. Wer diese Dinge anbetet, verpasst Weihnachten.


Die Bürger von Nazareth

Auch wenn Jesus in Bethlehem geboren wurde, so ist er doch in Nazareth aufgewachsen. Er hat sein perfektes Leben direkt vor ihrer aller Augen gelebt. Aber sie haben ihn vollständig übersehen. Nachdem er jahrelang unter diesen Menschen gelebt hatte, offenbarte er ihnen eines Tages, dass er der Messias ist (Lukas 4:16-21). Und was war ihre Reaktion? Sie wollten ihn eine Klippe hinabstürzen (Lukas 4:28-30)! Eine ziemlich extreme Form, Weihnachten zu verpassen. Die Menschen aus Nazareth, die ihn besser hätten kennen sollen, als irgendjemand sonst, hatten keine Ahnung, wer er war. Ihr Problem? Sie kannten ihn so gut, sie konnten einfach nicht glauben, dass er jemand Besonderes war. Vertrautheit vermischt mit Unglauben ist eine tödliche Mixtur. Vielleicht die tragischste Sünde von allen ist der Unglaube eines Menschen, der viele Predigten gehört hat, die biblischen Geschichten kennt, alles über Weihnachten weiss und Jesus Christus trotzdem ablehnt. Für diesen Menschen gibt es keine gute Nachricht mehr. Er kennt sie schon, lehnt aber genau die Wahrheit ab, die ihn befreien könnte (Hebräer 10:26-31). Was für eine traurige Art und Weise, Weihnachten zu verpassen!


Und du?

Vielleicht hast du Weihnachten bisher auch verpasst. Du magst Geschenke bekommen, an einem Festessen teilnehmen, und einen Baum schmücken. Aber im Herzen weisst du, dass du nicht anders bist als der Gastwirt, Herodes, die religiösen Eliten, die Einwohner Jerusalems, die Römer oder die Bürger von Nazareth. Du verpasst die Wirklichkeit von Weihnachten. Das muss aber nicht noch einmal der Fall sein. Erkenne und bereue deine Sünde, kehre deinem Unglauben den Rücken und empfange Jesus Christus als deinen Herrn und Gott! Er wird dir deine Sünden vergeben, dein Leben verändern, und dir das grösste Weihnachtsgeschenk von allen machen: sich selbst!


Gehöre nicht zu denen, die auch dieses Jahr Weihnachten verpassen!


Zum Abschluss dieser Serie werden wir nächsten Sonntag noch genauer beleuchten, warum Gott Jesus gesandt hat, und warum dieses Geschenk Gottes das grösste von allen ist.


(nach John MacArthur, “God’s Gift of Christmas”)


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