
Doch als die Zeit dafür gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. (Galater 4:4)
Die erste Weihnacht fand genau zur richtigen Zeit statt. In seiner Souveränität ordnete Gott das Weltgeschehen so, dass alles für das Kommen Christi und den anschliessenden Einsatz der Apostel bereit war. Wenn wir auf die frühe Kirche zurückblicken, können wir nur darüber staunen, wie schnell sich das Evangelium in weniger als einem Jahrhundert verbreitete. Gottes Wirken ist darin deutlich erkennbar.
Politisch gesehen, war das Römische Reich auf dem Höhepunkt angelangt. Rom hatte der Welt gute Strassen, ein mehr oder weniger faires Regierungssystem, und vor allem ein gewisses Mass an Frieden gebracht. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte konnten die Menschen relativ einfach und frei reisen. Die Apostel nutzten das, um die Botschaft des Evangeliums in ganze Welt zu tragen.
Kulturell war die Welt relativ einheitlich. Mehr Menschen denn je genossen eine Ausbildung und viele beherrschten die Lateinische oder griechische Sprache. Sogar das einfache Volk sprach Koine-Griechisch, den Dialekt, in dem das Neue Testament geschrieben wurde.
Spirituell war die Welt vielfältig, aber offen. Der griechische und römische Polytheismus wurde allmählich durch rationale und säkulare Philosophien oder durch Kaiserkult ersetzt. Bei den Juden führte ein erneutes Interesse an der Heiligen Schrift einerseits zu einem religiösen Erwachen, sichtbar im Wirken Johannes des Täufers, und andererseits zu einer starken pharisäischen Bewegung. Es hätte keine günstigere Zeit für das Kommen des Christus geben können. Es war der perfekte Zeitpunkt, souverän von Gott bestimmt – “als die Zeit dafür gekommen war.”
Das jüdische Volk wartete auf den Messias, seit Moses das Kommen eines grossen Propheten angekündigt hatte (5. Mose 18:15). Sie warteten sehnsüchtig auf einen Erlöser. Besonders jetzt, da sie unter römischer Besatzung litten. Wie gross ihr Hunger war, zeigt sich im Dienst von Johannes dem Täufer. Die Menschen strömten in Scharen zu ihm, der gesandt war, um den Weg für den Messias zu bereiten (Lukas 3:3-4).
Zu diesem Zeitpunkt hatte Gott seit über vierhundert Jahren nicht mehr zu seinem Volk geredet. Nicht durch einen Propheten, und schon gar nicht durch einen Engel. Während vierhundert Jahren gab es keine Wunder und keine neue Offenbarung von Gott. Aber jetzt redete Gott plötzlich wieder durch einen Propheten (Johannes der Täufer) zu seinem Volk. Und zum zweiten Mal innert weniger Monate sandte er den Engel Gabriel (er hatte zuvor bereits die Geburt von Johannes dem Täufer angekündigt, vgl. Lukas 1:13-17), um eine Geburt zu verkünden:
Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. (Lukas 1:30-33)
Die Worte des Engels über das göttliche Kind sind eine Zusammenfassung der Person und des Dienstes unseres Herrn und Retters.
Retter
Zunächst gibt der Engel uns einen ersten Hinweis auf seine Mission als Retter. Wir haben im zweiten Teil dieser Serie bereits gesehen, dass Jesus vom hebräischen Yeshua kommt und “Gott rettet” bedeutet. Der Gott des Alten Testaments war ein rettender Gott und sein Volk wusste das (2. Samuel 7:23, Hiob 19:25, Jesaja 44:21-23, Hosea 14:2, Joel 2:12-13).
Vollkommen gerechtes Leben
Gabriel sagt zwar nur, dass Jesus “gross” sein wird. Man könnte das griechische Wort auch mit “aussergewöhnlich”, “prächtig”, “wunderbar”, “nobel”, “ausgezeichnet”, “mächtig” oder “bedeutend” übersetzen. Aber alle diese Worte zusammen bringen nicht zum Ausdruck, wie gross und bedeutend Jesu Leben tatsächlich war.
Er hat ein vollkommen gerechtes Leben gelebt und uns Gottes Herrlichkeit gezeigt (Johannes 1:14). Das ist es, was der Engel gemeint hat, als er zu Maria sagte, Jesus werde “gross” sein.
Göttliche Natur
Gabriel sagt, des Jesus “Sohn des Höchsten” genannt werden wird. Der “Höchste” war ein Titel für Gott, der klar zum Ausdruck bringt, dass es niemanden gibt, der höher ist als Gott. Und wenn Jesus der Sohn des Höchsten ist, dann besitzt er auch die gleiche göttliche Natur wie dieser. Deshalb konnte Jesus zu Seinen Jüngern sagen: “Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen” (Johannes 14:9). Und Er konnte Seinen Gegnern ins Gesicht sagen: “Ich und der Vater sind eins” (Johannes 10:30).
König
Die Geschichte von Jesus wird wunderbar enden, mit Seiner Regentschaft über Erde und Himmel. Die Geschichte der Erlösung wird ihren Höhepunkt erreichen, wenn Jesus, von Davids Thron in Jerusalem aus, Sein irdisches, weltweites Königreich etabliert. Er wird es in aller Herrlichkeit während tausend Jahren regieren, bevor es durch das ewige Reich und einen neuen Himmel und eine neue Erde abgelöst wird.
Als Jesus zum ersten Mal auf die Erde kam, hat Sein Volk Ihn und Sein Königreich abgelehnt. Er wird aber in seiner ganzen Herrlichkeit wiederkommen, um sein Königreich aufzurichten (Offenbarung 19:1-21:8).
Die Bibel verspricht, dass alle, die glauben, an diesem Königreich teilhaben werden. Jesus Christus wird wiederkommen, Er wird den letzten Aufstand des Satans und seiner Anhänger zerschlagen und sie in den Feuersee werfen. Danach errichtet Er sein ewiges Königreich. Händels berühmtes “Halleluja” beschreibt den Schluss perfekt: “Er wird herrschen für immer und ewig!”
Halleluja!
Warum Gott ihn gesandt hat
Am allerersten Weihnachtsfest war sich die Erde nicht bewusst, was da tatsächlich geschah. Ganz anders der Himmel. Die heiligen Engel warteten voller Vorfreude darauf, bei der Geburt des neugeborenen Kindes in Lobpreis und Anbetung auszubrechen. Die Geburt dieses Kindes bedeutete Befreiung für die Menschheit. Der Engel sagte zu Joseph: “Er wird sein Volk von ihren Sünden retten” (Matthäus 1:21). Jesus wusste, dass er dazu sterben musste.
Das Wichtigste an Weihnachten ist nicht so sehr, dass Jesus kam, sondern warum Er kam. Durch Seine Geburt gibt es keine Erlösung. Auch Sein sündloses Leben trägt in sich selbst keine erlösende Kraft. Sein Vorbild, so makellos es auch war, konnte uns nicht von unseren Sünden erlösen. Selbst Seine Lehre, die größte Wahrheit, die jemals verkündet wurde, konnte uns nicht retten. Für unsere Sünden musste ein Preis gezahlt werden. Jemand musste sterben. Und nur Jesus konnte das tun.
Jesus kam auf die Erde, um Gott der Menschheit zu offenbaren. Er kam, um die Wahrheit zu lehren. Er kam, um das Gesetz zu erfüllen. Er kam, um uns in Sein Königreich einzuladen. Er kam, um uns zu zeigen, wie man lebt. Er kam, um Gottes Liebe zu offenbaren. Er kam, um Frieden zu bringen. Er kam, um Kranke zu heilen. Er kam, um Bedürftigen zu helfen.
Aber all diese Gründe sind für Seinen wirklichen Zweck von untergeordneter Bedeutung. Er hätte das alles schaffen können, ohne als Mensch geboren zu werden. Er hätte einfach erscheinen können – wie es der Engel des Herrn oft im Alten Testament tat – und alles oben Genannte erreichen können, ohne Mensch zu werden. Es gab aber eben noch einen weiteren Grund für Sein Kommen: Er kam, um zu sterben.
Hier ist ein Aspekt der Weihnachtsgeschichte, der nicht oft erzählt wird. Diese weichen kleinen Hände, die der Heilige Geist in Marias Schoss geformt hatte, wurden geschaffen, damit Nägel durch sie getrieben werden konnten. Diese rosafarbenen Babyfüsse, die nicht laufen konnten, würden eines Tages einen staubigen Hügel hinaufsteigen, um an ein Kreuz genagelt zu werden. Dem Kopf dieses süssen Kindes mit den funkelnden Augen würde von bösen Menschen eines Tages eine Dornenkrone aufgezwungen werden. Dieser zarte Körper, warm und weich, in Windeln gewickelt, würde eines Tages von einem Speer aufgerissen werden.
Jesus wurde geboren, um zu sterben.
Wer jetzt denkt, ich möchte die Weihnachtsstimmung verderben, der irrt. Im Gegenteil. Der Tod Jesu, herbeigeführt von Menschen mit bösen Absichten, war keine Tragödie. In Tat und Wahrheit ist es der grösste Sieg über das Böse, den je jemand errungen hat. Die Gründe dafür sind in Hebräer 2:9-18 für uns zusammengefasst.
Er wurde zu unserem Stellvertreter
Wir sehen aber Jesus, der kurze Zeit unter die Engel erniedrigt war, wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmeckte. (Hebräer 2:9)
Jesus starb an unserer Stelle. Für eine kurze Zeit wurde Er “unter die Engel erniedrigt” (Engel können nicht sterben), damit Er “für jeden den Tod schmeckte.”
Warum? Weil wir Sünder sind und der Lohn der Sünde der Tod ist (Römer 6:23). Jesus war unsere Stellvertreter. Als Er ans Kreuz genagelt wurde, starb Er für dich und für mich. Er starb für jeden, der je glauben wird.
Und das allein aus Gottes Gnaden. Er kam nicht, weil wir darum gebeten oder es gar verdient hätten. Er starb freiwillig und allein aus Liebe zu uns, auf Basis seines souveränen Willens.
Er ist der Urheber unserer Errettung
Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen. (Hebräer 2:10)
Jesus Christus ist der Urheber, der Initiator, unserer Errettung. Es gibt keinen anderen Weg zu Gott. Jesus sagte: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich” (Johannes 14:6). Die Schrift ist klar. Es gibt nur einen Weg zu Gott. Jesus ist dieser Weg.
Er heiligt uns
Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem; aus diesem Grund schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen, indem er spricht: »Kundtun will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Gemeinde will ich dir lobsingen.« Und wiederum: »Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen. Und wiederum: »Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.« (Hebräer 2:11-13)
“Heiligen” bedeutet “heilig machen”, “gänzlich anders machen”. Dieser Text sagt, dass Jesus heilig ist und Er in der Lage ist, auch uns heilig zu machen.
Das wahrscheinlich grösste theologische Dilemma wurde am Kreuz gelöst. Wie kann ein heiliger Gott sündigen Menschen Gnade schenken? Er kann uns nicht einfach vergeben, unsere Sünden ignorieren. Damit würde Er Seine eigene Heiligkeit beschmutzen. Sünde muss bestraft werden, und die Strafe ist der Tod. Jesus hat dieses Dilemma gelöst, indem Er die Strafe auf Sich genommen hat. Am Kreuz hat Er gleichzeitig Gottes Gnade und Gottes Gerechtigkeit erfüllt.
Für wie viele unserer Sünden hat Er bezahlt? Für alle! Alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden. Dadurch kann Er uns für gerecht und heilig erklären. Vor Seinem Angesicht stehen wir ohne Sünde da (Epheser 1:4, Kolosser 1:22).
Natürlich sind wir im täglichen Leben nicht ohne Sünde, aber Teil der “Heiligung” ist, dass Er unser Verlangen und unser Handeln verändert (2. Korinther 5:17, Galater 5:12, Titus 2:12). Er macht uns mehr und mehr zu Seinem Ebenbild (Römer 8:29, Epheser 4:24).
Und wenn uns Seine Heiligkeit einmal angerechnet wurde, kann das durch nichts und niemanden im Universum rückgängig gemacht werden (Hebräer 10:14).
Er hat den Teufel besiegt
Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden. (Hebräer 2:14-15)
Die allererste Prophezeiung über Jesus (1. Mose 3:15) sagt, dass Jesus dem Teufel den Todesstoss versetzen würde. Und hier, in diesem Text des Neuen Testaments haben wir die Verkündigung, dass diese Prophezeiung erfüllt ist.
Des Teufels grosse Macht ist der Tod. Er ist sozusagen der Zahlmeister des Lohnes der Sünde. Wenn er es schafft, einen Menschen bis zum Tod in Sünde leben zu lassen, dann hat er ihn für immer. Jemand musste den Tod besiegen, um des Teufels Waffe zu zerstören. Und das ist genau, was Jesus getan hat. Er kaum aus dem Grab, nachdem der die Ketten des Todes gesprengt hatte, und verkündete: “Weil ich lebe, sollt auch ihr leben!” (Johannes 14:19).
Er wurde zu unserem perfekten Hohepriester
Daher mußte er in jeder Hinsicht den Brüdern ähnlich werden, damit er ein barmherziger und treuer Hoherpriester würde in dem, was Gott betrifft, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, kann er denen helfen, die versucht werden. (Hebräer 2:17-18)
Der Hohepriester ist ein Mediator zwischen Gott und den Menschen. Damit ein Hohepriester als Mediator agieren kann, muss er sowohl Gott als auch die Menschen verstehen. Ein perfekter Hohepriester ist daher sowohl Gott als auch Mensch. Und genau das ist Jesus Christus.
Das Geschenk Gottes
Weihnachten ist in erster Linie ein Fest der Liebe Gottes zum Menschen. Das Baby in der Krippe ist mehr als nur ein zartes Kind. Er ist das Ebenbild Gottes. Er nahm einen Körper aus menschlichem Fleisch an, um in diesem Körper die Sünden der Welt auf Sich zu nehmen. Er ermöglichte das Geschenk Gottes – ewiges Leben (Römer 6:23).
Das ist die Weihnachtsbotschaft.
Aber lass’ dich vom schieren Ausmass dieser Botschaft nicht täuschen. Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus bedeutet nichts, wenn sie nicht persönlich ist. Gott liebt jeden einzelnen von uns persönlich. Er kennt dich besser, als du dich selbst kennst, und dennoch liebt er dich. Er kam in diese Welt, nahm menschliches Fleisch an und starb am Kreuz, um deine Sünden zu tragen, die Strafe für deine Ungerechtigkeit zu bezahlen und deine Schuld zu beseitigen. Er hat es getan, damit du in seine Gegenwart eintreten kannst.
Darauf musst du antworten.
Er ruft dich dazu auf, im Glauben zu antworten. Wende dich von deiner Sünde ab und komme zu Ihm.
Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus [die Erde zu richten] … sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, daß jemand verlorengehe, sondern daß jedermann Raum zur Buße habe. (2. Petrus 3:9)
Glaube Ihm und vertraue Ihm dein Leben an.
Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. (Johannes 3:36)
Er, der alles erschaffen hat, wird dich zu einem neuen Geschöpf machen, umgestaltet nach seinem Bild, mit neuen Wünschen und einem neuen Herzen.
Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden! (2. Korinther 5:17)
Dein Leben wird nie mehr dasselbe sein.
Dann wird dieses Weihnachtsfest wirklich eine Zeit zum Feiern sein, denn du wirst das größte Geschenk erhalten, das du jemals erhalten kannst:
Ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. (Römer 3:24)
Schau diese Weihnachten noch einmal die Krippe an. Und dann richte deinen Blick darüber hinaus auf das, was Jesus selbst wusste, schon bevor er kam – dass er geboren wurde, um zu sterben.
Er ist für dich gestorben. Er hat deine Sünde getragen. Er hat deine Erlösung erkauft. Er hat deine Heiligung garantiert. Er hat deinen Feind zerstört. Und er wurde ein mitfühlender Hohepriester. Während du das hier liest, sitzt er neben dem Vater im Himmel und ist bereit, für dich Fürsprache einzulegen (Hebräer 7:25).
Das ist Gottes Geschenk für dich.
(nach John MacArthur, “God’s Gift of Christmas”)