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Die Bibel ist nicht wahr

Autorenbild: Raymond HofmannRaymond Hofmann

Christen glauben, dass die Bibel das Wort Gottes ist. In der Bibel offenbart sich Gott uns Menschen. Er sagt uns darin alles, was wir über ihn, über seine Schöpfung und speziell über uns Menschen wissen müssen und dürfen. Seine Gebote müssen wir befolgen, seinen Versprechen dürfen wir vertrauen.


Gott hat die Bibel von Männern schreiben lassen, die vom Heiligen Geist speziell dazu vorbereitet und beim Schreiben geleitet wurden. “Alle Schrift ist von Gott eingegeben” (2. Timotheus 3:16). Gott ist der Autor, und damit ist die Heilige Schrift von göttlicher Autorität. In allem, was die Bibel lehrt, ist sie fehlerfrei. Sie enthält nichts Anderes als die Wahrheit, vom ersten (1. Mose 1:1) bis zum letzten (Offenbarung 22:21) Vers. Jedes einzelne Wort stammt von Gott. Und genau deshalb ist die Bibel wahr.


Die urälteste Attacke des Satans ist es allerdings, dies in Zweifel zu ziehen. Oder sogar ganz direkt zu verneinen. In Eden säht die Schlange zunächst Zweifel: “Hat Gott wirklich gesagt?” (1. Mose 3:1). Nur um kurz darauf ihre wahre Absicht zu zeigen, nämlich Gott direkt zu widersprechen: “Keineswegs werdet ihr sterben!” (1. Mose 3:4). Ja, sogar noch mehr, die Schlange unterstellt Gott nämlich ein niederes Motiv: Gott sagt bewusst die Unwahrheit (1. Mose 3:5).


Eva stand nun vor der Wahl. Glaube ich Gott? Oder glaube ich der Schlange? Wir wissen, wofür sie sich entschieden hat. Und dass Adam sie nicht zurückgehalten und beschützt, sondern willig mitgemacht hat. Mit allen furchtbaren Konsequenzen. Gelogen hatte nämlich die Schlange. Nicht Gott.


Die gleiche Strategie fährt die Schlange auch heute noch. Zur ersten Kategorie ("Hat Gott wirklich gesagt?") gehören Aussagen wie “Die Bibel ist das Werk von Menschen, nicht von Gott” oder “Wir können nicht wissen, ob unsere heutige Bibel korrekt ist, da wir keine Originalmanuskripte haben.” Zur zweiten Kategorie ("Gott sagt die Unwahrheit") gehören Aussagen wie “Das hat für uns moderne Menschen keine Relevanz” oder “Die Wissenschaft widerlegt die Bibel.” Einfach zusammengefasst: Die Bibel ist nicht wahr. Wir müssen der Bibel nicht glauben. Mehr noch, wir dürfen der Bibel nicht glauben. Was da drinsteht, ist nicht nur nicht wahr, sondern es ist bösartig und beraubt die Menschen ihrer Freiheit.


Die Attacken auf die Bibel werden in naher Zukunft nicht weniger werden, sondern sogar noch zunehmen. Die biblischen Wahrheiten stehen im Widerspruch zu so ziemlich allem, was eine immer gottlosere Welt für gut und richtig hält. Egal, ob Abtreibung, gleichgeschlechtliche “Ehe”, Klima, Transgender, Aufgaben des Staates, Migration, Mann und Frau in der Gesellschaft, Erziehung oder Bildung. Die Bibel deckt schonungslos auf, wie sich die Welt mehr und mehr von Gott entfernt und sich damit schuldig macht. Und da die Welt das nicht ertragen kann, werden die Attacken auf Gottes Wort nicht abreissen.


Umso wichtiger ist es, dass Christen dagegen halten können. Dass sie kompromisslos Gottes Wahrheit verteidigen und sich von den anhaltenden Attacken nicht einschüchtern lassen. Ganz besonders, wenn es darum geht, die Integrität und Autorität von Gottes Wort selbst zu verteidigen. Denn dies ist das Fundament, auf dem wir bauen.


Dieser Artikel erläutert und widerlegt im ersten Teil die gängigsten Arten von Attacken, die auf Gottes Wort geführt werden. Im zweiten Teil präsentiere ich dann ein Plädoyer dafür, dass die Bibel in der Tat wahr ist. Wer etwas ungeduldig ist (der erste Teil ist länger geworden, als ursprünglich beabsichtigt) kann direkt nach unten zu Warum die Bibel wahr ist blättern. Die Abschnitte über die verschiedenen Attacken im ersten Teil können unabhängig davon auch später noch studiert werden.


Die gängigsten Attacken

Es folgen nun also die gängigsten Attacken auf das Wort Gottes, inklusive der Begründung, warum diese ins Leere zielen.


Die Bibel enthält Widersprüche (“Hat Gott wirklich gesagt?”)

Ein beliebter Angriff auf den Wahrheitsgehalt der Bibel ist die Behauptung, die Heilige Schrift widerspreche sich selbst. Trifft das zu, dann ist sie mindestens teilweise unwahr. Zudem stammt sie dann kaum von Gott, denn Gott würde sich ja nicht selbst widersprechen.


Aber enthält die Bibel tatsächlich Widersprüche?


Ein oft genanntes Beispiel behauptet, dass sich Paulus und Jakobus in Bezug auf die Lehre der Rechtfertigung allein aus Glauben widersprechen. In Römer 4:3 zitiert Paulus 1. Mose 15:6 (“Abraham aber glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet”). Paulus will damit zeigen, dass Abraham allein durch den Glauben vor Gott für gerecht erklärt wurde. Und zwar, bevor er überhaupt Werke tat. Jakobus (in Jakobus 2:23) zitiert ebenfalls 1. Mose 15:6. Er aber benutzt das Zitat, um im darauffolgenden Vers zu zeigen, dass “der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein” (Jakobus 2:24). “Aha,” sagt die Schlange. “Seht ihr? Gottes Wort widerspricht sich!”


Liest man die beiden Stellen allerdings im Zusammenhang, dann löst sich der vermeintliche Widerspruch sofort in Luft auf. Paulus beweist in Kapitel 4 und 5 des Römerbriefs, dass wir in der Tat allein aus Glauben von Gott für gerecht erklärt werden. Das ist die Absicht der Passage, und in Vers 4:3 finden wir eines von vielen Argumenten, die Paulus aufführt. Jakobus dagegen verfolgt ein anderes Ziel. Er will aufzeigen, dass wahrer (d. h. rechtfertigender) Glaube daran zu erkennen ist, dass er Werke hervorbringt. Jakobus warnt vor der Vorstellung, dass einfach nur dadurch, dass jemand sagt, “ich glaube”, er auch wirklich ein Christ, d. h. wirklich gerettet ist. Wahrer Glaube ist mehr als ein Lippenbekenntnis. Diese Absicht bringt Jakobus nur wenige Verse vorher (Jakobus 2:14) klar zum Ausdruck: “Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube retten?” Zum Abschluss der besagten Passage, fasst er dann nochmals zusammen: “Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne die Werke tot” (Jakobus 2:26). Toter Glaube ist kein wahrer Glaube. Und darum kann er auch nicht retten.


Die beiden Passagen enthalten also keinen Widerspruch. Paulus zeigt auf, wie jemand von Gott als gerecht erklärt werden kann, nämlich durch Glauben. Er spricht über Kausalität. Jakobus zeigt auf, wie wir Menschen erkennen können, ob ein bezeugter Glaube echt ist. Er spricht über Authentizität.


Ein anderes, gerne präsentiertes Beispiel ist die Anzahl der Engel, die in den Evangelien den Frauen beim leeren Grab begegneten und von der Auferstehung des Herrn Jesus Christus berichteten. Matthäus (28:1-2) und Markus (16:5) erwähnen einen Engel, Lukas (24:4) und Johannes (20:11-12) deren zwei.


Ist das ein Widerspruch? Nein! Wenn Matthäus und Markus schreiben würden, dass nur ein Engel anwesend gewesen ist, dann wäre es in der Tat ein Widerspruch. Das tun sie aber nicht. Vielmehr berichten sie davon, dass ein Engel zu den Frauen gesprochen hat. Das schliesst die Anwesenheit eines zweiten Engels nicht aus. Lukas und Johannes schreiben zwar, dass die Engel zu den Frauen gesprochen hätten (sowohl Subjekt als auch Verb sind ausdrücklich im Plural). Aber in Tat und Wahrheit ist es sehr wahrscheinlich, dass nur ein Engel wirklich gesprochen hat. Warum sollten auch zwei Engel gleichzeitig und synchron das Gleiche sagen? Nehmen wir an, ich berichte jemandem, dass ich eben zwei Freunde getroffen habe und diese mir vorgeschlagen haben, uns in einer Stunde im Museum zu treffen. Bedeutet dies, dass beide synchron die gleichen Worte gesprochen haben müssen? Ist es nicht wahrscheinlicher, dass ich sie zusammen angetroffen, aber nur einer gesprochen hat? Und habe ich deswegen die Unwahrheit gesagt? Eben.


Genau gleich verhält es sich mit den anderen vermeintlichen Widersprüchen, die Menschen meinen, in der Bibel gefunden zu haben. Werden die Passagen sorgfältig interpretiert, Verse nicht aus dem Kontext gerissen und die Gesetze der Logik korrekt angewendet, dann finden wir keine Widersprüche. Natürlich kann ich hier nicht jedes Beispiel aufführen und widerlegen. Wer das Thema vermeintlicher Widersprüche aber gerne vertiefen möchte, dem kann ich Kapitel 3 und 4 im exzellenten Buch von Bill Mounce* empfehlen.


Menschen haben bestimmt, welche 27 Bücher zum Neuen Testament gehören (“Hat Gott wirklich gesagt?”)

Wer die Bibel nicht als Wort Gottes akzeptieren möchte, bringt gerne den Einwand, dass die Bibel ja nicht einfach so vom Himmel gefallen sei. Es waren offenbar Menschen, die entschieden haben, ob ein Buch zum Kanon des Neuen Testaments gehört oder nicht. Das Wort “Kanon” bezeichnet einen Standard oder Maßstab. Im biblischen Kontext meint man damit diejenigen Bücher, die von Christen als massgebende Autorität anerkannt werden. Der Kanon des Neuen Testaments besteht aus 27 Büchern. Wenn nun wirklich Menschen bestimmt haben, welche 27 Bücher das sind, dann sind Menschen die letzte Autorität. Nicht Gott. Und weil sich Menschen irren können, haben wir auch keine Garantie, dass wir das “richtige” Neue Testament haben. Es könnten Bücher fehlen. Oder solche enthalten sein, die gar nicht dazugehören. Auf jeden Fall können wir nicht sicher sein, dass das Neue Testament wirklich Gottes Wort enthält. Einfach, weil Menschen Fehler machen können.


Verbreitet sind aber auch Theorien, nach denen gar eine Verschwörung vorliegt. Mächtige Männer hätten hinter verschlossenen Türen und mit betrügerischer Absicht entschieden, welche Bücher zum Neuen Testament gehören. Eine dieser Theorien ist die, dass Kaiser Konstantin I. die Bücher bestimmt und die Liste dann anlässlich des Konzils von Nizäa im Jahr 325 n. Chr. formal habe bestätigen lassen. Viele Menschen halten das für die historische Realität, obwohl diese Erzählung aus dem berühmten Roman “Der DaVinci Code” von Dan Brown stammt. In Wirklichkeit hat sich das Konzil von Nizäa nicht einmal mit der Frage des Kanons befasst – und schon gar nicht eine Liste von Büchern mit einem offiziellen Siegel versehen.


Wie sind wir aber tatsächlich dazu gekommen, die 27 Bücher des Neuen Testaments als Heilige Schrift zu akzeptieren, nicht aber andere? Im Folgenden skizziere ich grob den historischen Prozess. Für zusätzliche Details verweise ich auch in dieser Frage gerne auf das bereits erwähnte Buch von Bill Mounce.


Der historische Prozess beginnt damit, dass es überhaupt einen Bedarf für einen Kanon gibt. Solange die Apostel am Leben waren, konnten sie bei Streitfragen entscheiden. Sie wussten genau, was Jesus sie gelehrt hatte – und was nicht. Nach ihrem Tod (der letzte Apostel, Johannes, starb um das Jahr 98 n. Chr.) war das aber nicht mehr möglich. Falsche Lehren und gefälschte Dokumente konnten sich so einfacher verbreiten. Christen benötigten einen Maßstab, um Wahres von Falschem unterscheiden zu können.


Dieser Maßstab (Kanon) bildete sich über Jahre hinaus. Wer die Geschichte studiert, erkennt, dass dabei drei Kriterien benutzt wurden, um zu entscheiden, welche Bücher zum Kanon gehören:

  • Apostolizität

  • Orthodoxie

  • Katholizität


Bevor wir diese drei Kriterien näher betrachten, ist es wichtig festzuhalten, dass nicht diese Kriterien den Kanon bestimmen. Und schon gar nicht einem Buch göttliche Autorität verleihen. Sie dienten lediglich als Hilfsmittel für Christen, um zu erkennen, was zum Kanon gehört, d. h. welche Bücher die wahre Lehre der Apostel enthalten. Denn das Fundament des christlichen Glaubens ist die Lehre der Apostel, deren Autorität von Jesus Christus selbst stammt. Sie benötigen keine spätere Zustimmung oder Genehmigung der Kirche.


Apostolizität ist das Hauptkriterium und zielt auf den Autor eines Buches. Wer hat ein Buch geschrieben? Hatte es ein Apostel geschrieben, dann genoss es von der ersten Minute an unbestrittene Autorität. Nachweislich enge Begleiter der Apostel (Markus, Lukas) qualifizierten sich ebenfalls als Vermittler apostolischer Lehre. So kommt es, dass der Kern des Kanons (21 Bücher) von Beginn weg und immer schon von Christen anerkannt wurde:

  • Vier Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes)

  • Apostelgeschichte

  • 13 Briefe des Paulus

  • 1. Petrus

  • 1. Johannes

  • Offenbarung


Orthodoxie zielt auf die Frage der richtigen Lehre ab. Ist die in einem Buch enthaltene Lehre konsistent zu dem, was vorher schon geschrieben und als Autorität anerkannt wurde? Schon früh hatten Christen einen umfangreichen Kanon, um diese Prüfung vornehmen zu können. 16 der oben genannten 21 Bücher enthalten zusammen 72% der Worte des ganzen heutigen Neuen Testaments (im Griechischen) und waren bereits Ende der 70er-Jahre des ersten Jahrhunderts fertiggestellt. Die 13 Briefe des Paulus waren sogar schon um 65 n. Chr. vollendet.


Katholizität als letztes Kriterium bezieht sich auf den verbreiteten Gebrauch eines Buches in der Kirche. Das Wort hat keinen Bezug zur römisch-katholischen Kirche. “Katholisch” bedeutet ganz einfach “universell.” Wurde ein Buch universell, d. h. verbreitet und von der Kirche als Ganzes als massgebende Autorität anerkannt, dann wurde es ebenfalls in den Kanon aufgenommen.


Und so kam es, dass bereits Mitte des zweiten Jahrhunderts der Kanon der 27 Bücher des Neuen Testaments etabliert war. Lediglich sechs davon (Hebräer, Jakobus, 2. Petrus, 2. Johannes, 3. Johannes, Judas) waren eine kurze Zeit lang etwas umstritten. Und weniger als zehn weitere Kandidaten (darunter Didache, Hirte des Hermas, oder Offenbarung des Petrus) wurden verworfen. Und zwar nicht einfach von einzelnen Menschen, sondern von der Gemeinschaft der Christen als Ganzes, über einen Prozess, der lediglich einige Jahrzehnte andauerte.


Es ist nicht so, dass Hunderte Texte zur Auswahl standen, und ein verschwörerisches Komitee mehrere hundert Jahre später willkürlich 27 davon ausgewählt und zum Wort Gottes erklärt hat. Nein, die frühen Christen hatten ganz einfach die Autorität dieser Bücher erkannt. Und Wort Gottes sind diese Bücher nicht, weil Menschen das eines Tages plötzlich behaupteten, sondern weil sie sich selbst als Gottes Wort bezeichnen. Dazu aber später mehr.


Die Manuskripte des griechischen Texts sind korrumpiert (“Hat Gott wirklich gesagt?”)

Ein weitere sehr beliebter Einwand: wir wissen gar nicht, was die Autoren des Neuen Testaments wirklich geschrieben haben. Es ist wahr. Wir haben keine Originalmanuskripte, d. h. Manuskripte, die von den Autoren des Neuen Testaments selbst verfasst wurden. Was wir haben, sind Abschriften (Kopien).


Das Anfertigen von Kopien war ein oft angewendeter Prozess. Hatte z. B. Paulus einen Brief an eine Gemeinde geschrieben, so wurden dort sofort Kopien davon angefertigt – damit auch andere Gemeinden über einen Text verfügen, den sie studieren und im Gottesdienst vorlesen können. Auch von den Kopien wurden wiederum Kopien gemacht, um die Verbreitung der niedergeschriebenen apostolischen Worte zu beschleunigen. In der Vor-Gutenberg-Ära (vor 1516) musste das von Hand geschehen. Die Schreiber konnten beim Abschreiben also Fehler machen – oder vielleicht sogar ganz bewusst Änderungen am Text vornehmen.


Zudem haben wir keine Kopien aus dem ersten Jahrhundert, und nur sehr wenige aus dem zweiten Jahrhundert. Viele davon sind nur Fragmente – einzelne Kapitel oder gar lediglich einzelne Verse.


Gesamthaft haben wir gut 5’600 Manuskripte. Und ja, es gibt unter diesen Manuskripten Abweichungen, sogenannte Textvarianten. Sogar ca. 400’000 davon! Können wir also gar nicht wissen, was die Autoren des Neuen Testaments tatsächlich geschrieben haben? Viele, welche die Bibel als unwahr, oder mindestens als nicht vertrauenswürdig, darstellen möchten, behaupten das.


Die entscheidende Frage ist jedoch, welche Schlüsse wir aus all diesen Tatsachen ziehen können. Bedeuten sie wirklich, dass wir die ursprünglichen Worte der Apostel verloren haben? Die Antwort der Textkritiker lautet ganz klar: nein!


Die akademische Disziplin der Textkritik beschäftigt sich damit, Textvarianten historischer Quellen zu untersuchen und zu beurteilen. Textkritiker verwenden sowohl externe als auch interne Evidenz, um aus allen verfügbaren Manuskripten den Originaltext zu rekonstruieren. Unter externer Evidenz verstehen wir Dinge wie das Alter eines Manuskripts und die Länge der Kette von Kopien, die zwischen Original und der vorliegenden Kopie liegen. Grundsätzlich gilt: je älter ein Manuskript und je kürzer die Kette der Kopien, desto verlässlicher ist der Text. Neben externer wird auch interne Evidenz verwendet. Interne Evidenz bezieht sich auf das, was der Text selbst sagt. Prinzipiell gilt hier, dass derjenige Text am höchsten gewichtet wird, der die zugehörigen Varianten am plausibelsten erklären kann. Leider kann ich nicht auf ein paar wenigen Zeilen beschreiben, wie Textkritik genau funktioniert. Für eine detailliertere Betrachtung verweise ich erneut auf Bill Mounce.


Wir können also aus den verfügbaren Manuskripten einen Text rekonstruieren, der dem Original bestmöglich entspricht. Allgemein gilt das Novum Testamentum Graece, publiziert durch die Deutsche Bibelgesellschaft, als einer der besten Texte. Er wird oft auch als Nestle-Aland (oder NA) bezeichnet, benannt nach den beiden Hauptautoren.


Die Frage bleibt aber natürlich, wie gut dieser rekonstruierte Text tatsächlich ist. Um das zu beurteilen, werden die Varianten, welche zu einem solchen Text existieren, kategorisiert: Man unterscheidet dabei “denkbar aber nicht bedeutsam,” “bedeutsam aber nicht denkbar,” sowie “denkbar und bedeutsam.” Interessant ist hier vorwiegend die letzte Kategorie, d. h. diejenigen Varianten, für die es nicht nur möglich erscheint, dass sie dem Original besser entsprechen, sondern die auch die Bedeutung des Texts verändern. Ein Beispiel dafür finden wir in Römer 5:1. Nachdem Paulus in Kapitel 1–4 des Römerbriefs gezeigt hat, dass alle Menschen Sünder sind und Rettung allein aus Glaube möglich ist, beginnt er Kapitel 5 mit dem Satz: “Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.” “Haben wir” ist hier im Indikativ. Es gibt aber eine Textvariante, die den Konjunktiv verwendet (im Griechischen macht ein einziger Buchstabe den Unterschied). Beabsichtigt Paulus hier eine existierende Realität auszudrücken, dass wir Frieden mit Gott haben (Indikativ), oder aber, dass wir Frieden mit Gott anstreben sollen (Konjunktiv)? Die meisten Textkritiker halten aufgrund der Argumentation, die Paulus in den vorherigen Kapiteln verwendet, Ersteres für schlüssiger (interne Evidenz).


Alles in allem fallen weniger als 1% aller Textvarianten in die Kategorie “denkbar und bedeutsam.” Und keine einzige davon zwingt uns, auch nur eine biblische Lehre infrage zu stellen. Sogar vehementeste Kritiker, wie Bart Ehrman, geben das zu.


Ja, wir haben keine Originalmanuskripte. Aber mit den verfügbaren gut 5’600 Kopien können wir deren Inhalt präzise und verlässlich rekonstruieren. Wir wissen sehr wohl, was Gott uns im Neuen Testament sagt.


Bibelübersetzungen widersprechen sich (“Hat Gott wirklich gesagt?”)

Die meisten von uns beherrschen kein biblisches Griechisch, Hebräisch und Aramäisch. Wir können die Bibel also nicht in den Originalsprachen lesen, sondern sind auf Übersetzungen angewiesen. Und genau hier erfolgt die nächste Attacke auf Gottes Wort. Es wird gerne behauptet, dass sich verschiedene Bibelübersetzungen so stark voneinander unterscheiden – oder manchmal gar widersprechen – dass wir nicht wissen können, was Gott wirklich gesagt hat.


Das ist natürlich absurd. Ja, Bibelübersetzungen unterscheiden sich. Das weiss jeder, der einmal eine Lutherbibel, Schlachter, Elberfelder, Zürcher, Neue Genfer, und Hoffnung für Alle (HFA) miteinander verglichen hat. Warum das so ist, versuche ich nachfolgend kurz zu erklären, natürlich aber ohne den Anspruch zu haben, das grosse Thema “Bibelübersetzungen” abschliessend zu behandeln.


Zunächst müssen wir verstehen, dass Sprachen keine Codes sind. Es kann deshalb nicht einfach eine einzige “richtige” Übersetzung in eine andere Sprache geben (wie z. B. beim Übersetzen eines deutschen Satzes in Morse-Code). Sowohl für einzelne Worte, als auch für Elemente der Grammatik (z. B. Zeitformen, Modus, oder Satzstellung) gibt es oft mehrere mögliche, manchmal aber auch gar keine entsprechenden Konstrukte in der Zielsprache. Der Übersetzer muss also Entscheidungen treffen.


Dazu kommt, dass es unterschiedliche Übersetzungsphilosophien gibt. Wir können grob unterscheiden zwischen “formaler Äquivalenz” und “funktionaler Äquivalenz.” Formale Äquivalenz versucht, von der Form her möglichst nahe am Originaltext zu sein. Das geht oft nur auf Kosten von Lesefluss und Verständlichkeit. Funktionale Äquivalenz dagegen versucht, mit möglichst klarer Sprache den Sinn einer Passage wiederzugeben. Das geht oft nur auf Kosten der Textreue. Und es birgt natürlich das Risiko, dass der Übersetzer den eigentlichen Sinn der Passage nicht trifft (funktionale Äquivalenz enthält zwingend Interpretation).


Ich möchte die Unterschiede anhand eines der berühmtesten Verse im Neuen Testament zeigen: Johannes 3:16.


Im Griechischen (NA) lautet der Vers: “οὕτως γὰρ ἠγάπησεν ὁ θεὸς τὸν κόσμον, ὥστε τὸν υἱὸν τὸν μονογενῆ ἔδωκεν, ἵνα πᾶς ὁ πιστεύων εἰς αὐτὸν μὴ ἀπόληται ἀλλ’ ἔχῃ ζωὴν αἰώνιον.”


Wenn wir das Wort für Wort ins Deutsche übersetzen (wie wenn Sprachen eben Codes wären), dann erhalten wir: “So denn er liebte der Gott die Welt dass der Sohn der einzig geborene er gab so dass alle die Glaubenden in ihm nicht verenden mögen aber mögen haben Leben ewiges.”


Natürlich kann das so kein Mensch lesen (Sprachen sind eben keine Codes). Die Elberfelder (formale Äquivalenz) macht daraus: “Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.”


Die HFA (funktionale Äquivalenz) übersetzt: “Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.”


Wir erkennen, dass zwischen Elberfelder und HFA trotz unterschiedlicher Übersetzungsphilosophie gar keine so grossen Unterschiede auszumachen sind. Bei genauerem Hinsehen bemerken wir allerdings, dass die Elberfelder übersetzt “Denn so hat Gott die Welt geliebt …” – die HFA aber “Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt …” Macht das einen Unterschied? Ja! Das deutsche “so” kann zwei verschiedene Bedeutungen haben. Es kann, wie die HFA übersetzt “so sehr” bedeuten. Es kann aber auch “auf diese Art und Weise” bedeuten. Die HFA mach hier eine eindeutige Aussage, wie dieses “so” verstanden werden soll. Leider ist diese aber falsch. Das Griechische “οὕτως” bedeutet “so” im Sinne von “auf diese Art und Weise.” Die Elberfelder, auch wenn sie formal korrekt mit “so” übersetzt, lässt hier Spielraum für Fehlinterpretation des Lesers. Die HFA dagegen macht eine Fehlinterpretation mit der gewählten Übersetzung.


Besser gelöst hat dieses Problem die Neue Genfer (ebenfalls funktionale Äquivalenz): “Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.” Die Übersetzung “dadurch gezeigt” entspricht der Bedeutung von “auf diese Art und Weise” und macht somit unmissverständlich klar, was der Text sagen will.


Es ist also normal und auch zu erwarten, dass verschiedene Übersetzungen sich im Wortlaut unterscheiden – und manchmal sogar (wie im Beispiel oben) auch in der Bedeutung. Heisst das aber, dass wir nicht wissen können, was Gott uns in der Bibel tatsächlich offenbart? Natürlich nicht. Die allermeisten dieser Abweichungen sind rein stilistischer Natur und ändern die Bedeutung nicht. Und falls, wie im obigen Beispiel, die Bedeutung betroffen ist, lässt sich das durch Vergleich von mehreren Übersetzungen leicht entdecken. Und mithilfe des griechischen Texts, elementarer Kenntnisse griechischer Grammatik und einem guten Wörterbuch auch relativ einfach beurteilen. Überdies führen Abweichungen in einzelnen Passagen, auch wenn die Bedeutung verändert wird, noch lange nicht dazu, fundamentale Lehren der Bibel infrage zu stellen.


Ein anderes Thema sind allerdings “Übersetzungen,” die mit betrügerischer Absicht falsch übersetzen – oder gar den Text manipulieren, z. B., indem Dinge eingefügt oder weggelassen werden. Das ist bei “christlichen” Sekten der Fall, die Irrlehren verbreiten und zu diesem Zweck ihre eignen “Übersetzungen” angefertigt haben. So verwenden etwa die Zeugen Jehovas eine eigene “Übersetzung” (Neue-Welt-Übersetzung), die systematisch versucht, die Lehre der Trinität (welche die Zeugen Jehovas ablehnen) aus der Bibel zu entfernen. Auch Joseph Smith (der Gründer der Mormonen) hatte eine eigene “Übersetzung” herausgegeben, und dabei im Johannes-Evangelium ganze Abschnitte eingefügt (natürlich frei erfunden), die über ihn und das Buch Mormon berichten sollen. Solche Fälschungen sind aber einfach zu erkennen.


Wir können also festhalten: trotz einiger Schwierigkeiten, die Bibel in andere Sprachen zu übersetzen, wissen wir sehr wohl, was Gott uns in seinem Wort offenbart hat. Die Vielfalt der menschlichen Sprachen stellt kein unüberwindbares Hindernis dar.


Ist das Alte Testament glaubwürdig?

Bisher haben wir uns ausschliesslich mit dem Neuen Testament beschäftigt. Die Angriffe auf die Integrität und Autorität des Alten Testaments gestalten sich meist etwas anders. Angegriffen wird hier mehr der Inhalt selbst. Die zuverlässige Überlieferung oder der Kanon als solcher wird weniger angezweifelt.


Das hat vor allem damit zu tun, dass das Alte Testament schon 400 Jahre vor dem Wirken von Jesus Christus abgeschlossen war. Es gab im damaligen Judentum keine offenen Fragen über Inhalt und Umfang des Alten Testaments. Der Tanach, wie die Hebräische Bibel von den Juden bezeichnet wird, umfasste schon damals die gleichen Bücher, die wir heute in unserem Alten Testament haben, wenn auch in anderer Reihenfolge. Erst im 16. Jahrhundert hat die römisch-katholische Kirche (Konzil von Trient, 1546) die sogenannten Apokryphen (15 Bücher, die in den 400 Jahren zwischen Abschluss des Alten Testaments und dem Wirken von Jesus Christus entstanden sind) offiziell als Teil der (römisch-katholischen) Bibel deklariert. Wir Protestanten lehnen diese ab, genauso wie auch die Juden diese Bücher nie als Heilige Schrift, als Teil des Tanach verstanden hatten. Der Tanach besteht aus den drei Hauptteilen Tora (Weisung), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften), aus denen sich das Akronym TNK (Tanach) ableitet.


Grosses Gewicht hat natürlich, dass Jesus Christus den Tanach als Heilige Schrift nicht nur anerkannte, sondern auch so verwendete. So sprach er zu den Jüngern nach seiner Auferstehung über den Tanach: “Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war, daß alles erfüllt werden muss, was im Gesetz Moses und in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht” (Lukas 24:44). Jesus zitierte in seinen Predigten oft aus allen Teilen des Tanachs und machte die Pharisäer und Schriftgelehrten dafür verantwortlich, dass sie die Texte zwar Wort für Wort kannten, aber nicht verstanden hatten. Oder sie gar durch eigene, menschliche Gebote ersetzt hatten (Markus 7:7-8). So überrascht es nicht, dass auch Paulus und die übrigen Autoren des Neuen Testaments fleissig aus dem Alten Testament (Tanach) zitieren (nie aber aus den Apokryphen) und den zitierten Texten göttliche Autorität zuschreiben.


Wir können festhalten, dass das Alte Testament schon zur Zeit von Jesus Christus in seiner heutigen Form vorlag, und von ihm selbst, den Aposteln und der frühen Kirche als Heilige Schrift anerkannt und verwendet wurde.


Wie erwähnt gelten die heftigsten Einwände gegen das Alte Testament deshalb mehr dem Inhalt selbst, nicht der historischen Überlieferung. Die Menschen zweifeln den Charakter Gottes an, weil er Rache übt. Sie wenden ein, der Schöpfungsbericht (1. Mose 1–4) sei wissenschaftlich widerlegt (Urknall, Evolution). Menschen würden nicht mehrere hundert Jahre alt, eine globale Flut (1. Mose 6–9) habe es nie gegeben, und vieles mehr. Ich kann und will an dieser Stelle nicht auf alle diese Einwände eingehen. Vielmehr möchte ich im folgenden Abschnitt einige grundsätzliche Gedanken zum Wahrheitsgehalt der biblischen Inhalte anstellen.


Ist der Inhalt der Bibel wirklich wahr?

Bisher haben wir uns ausschliesslich mit Attacken der Art “Hat Gott wirklich gesagt?” beschäftigt. Sind diese einmal widerlegt, bleibt dem Angreifer nur noch übrig, dem Gesagten direkt zu widersprechen: Die Bibel ist nicht wahr.


Einige Beispiele dazu haben wir bereits gesehen:

  • Was ist denn das für ein Gott, der so rachsüchtig ist?

  • Die Wissenschaft widerlegt den Schöpfungsbericht


Weitere Beispiele sind:

  • Es gibt keine Wunder

  • Jesus ist nicht auferstanden

  • Die Bibel enthält historisch und geographisch falsche Informationen

  • Jesus hat sich geirrt


Den meisten dieser Einwände ist leicht anzusehen, dass sie sich nicht auf einen objektiven Standard berufen, sondern persönliche Meinungen sind, nicht selten angereichert mit Emotionen. Dazu gehören Einwände der Sorte “Was ist denn das für ein Gott, der so rachsüchtig ist?” Auch Aussagen wie “Es gibt keine Wunder” gehören dazu. Im ersten Fall haben wir es mit persönlichen Präferenzen zu tun (mit so einem Gott kann ich nichts anfangen). Im zweiten Fall ist es einfach ein persönlicher Glaubensgrundsatz (ich glaube nicht an Wunder). Beide können nicht einfach so für sich in Anspruch nehmen, objektive Wahrheit zu sein.


Etwas komplizierter wird es mit Aussagen, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufen, die der Bibel widersprechen sollen. Wissenschaft liefert doch genau den geforderten objektiven Standard, oder nicht? Nun, ich habe hier nicht den Raum, um mich detailliert der Debatte “Bibel vs. Wissenschaft” zu widmen. Ich werde im nächsten Artikel dieser Serie, wenn wir uns mit Schöpfung und Evolution befassen, ausführlich dazu Stellung nehmen. Hier nur soviel: Wissenschaft wird von Menschen betrieben. Und Menschen können sich irren – oder schlicht und einfach etwas nicht wissen. Es ist doch genau der Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens, der dazu führt, Irrtümer zu erkennen und neues Wissen zu erschliessen. Vor Kopernikus im Jahr 1543 dachten wir, die Sonne umkreise die Erde. Und Darwin wusste 1859 nichts von Zellbiologie und Genetik. Was heute als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis gilt, kann schon morgen überholt sein. Von “wissenschaftlichem” Betrug ganz zu schweigen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Christen die Wissenschaft nicht nur nicht fürchten müssen, sondern dass wahre Wissenschaft die Bibel immer bestätigen wird. Mehr dazu, wie schon erwähnt, im nächsten Artikel dieser Serie.


Zur Kategorie “ich glaube, nicht dass …” gehört auch der Einwand, Menschen hätten die Bibel geschrieben, nicht Gott. Ja, Gott hat menschliche Autoren benutzt, um seine Worte niederzuschreiben. Aber es sind seine Worte. Wenn das jemand nicht glauben will, ist das in Ordnung. Es bleibt aber eine persönliche Meinung, die nicht einfach den Status der objektiven Wahrheit für sich in Anspruch nehmen kann.


Ich selbst glaube, dass die Bibel das Wort Gottes ist. Und genau deswegen auch jedes Wort wahr ist. Ich glaube das, weil es die Bibel selbst uns lehrt (2. Timotheus 3:16, 2. Petrus 1:21). Ich glaube es, weil es plausibel ist. Und ich glaube es, weil es vernünftig ist.


Warum die Bibel wahr ist

Dafür möchte zum Abschluss ein Plädoyer halten. Ich stütze mich dabei auf die brillante Kurzpredigt von Voddie Baucham, Why I choose to believe the Bible**


”Ich glaube der Bibel, weil es sich um eine zuverlässige Sammlung historischer Dokumente handelt, die von Augenzeugen zu Lebzeiten anderer Augenzeugen niedergeschrieben wurden. Sie berichten uns von übernatürlichen Ereignissen, die in Erfüllung spezifischer Prophezeiungen stattfanden, und geben an, dass ihre Schriften göttlichen und nicht menschlichen Ursprungs sind.” (Voddie Baucham, basierend auf 2. Petrus 1:16-21)

Ein wahrhaft monumentales Zeugnis von Voddie Baucham. Sehen wir uns die Einzelteile genauer an.


Eine zuverlässige Sammlung historischer Dokumente, geschrieben von Augenzeugen zu Lebzeiten anderer Augenzeugen

Wir sprechen von historischen Dokumenten, die über historische Ereignisse berichten. Nicht von Märchen oder anderen “klug ausgedachten Geschichten” (2. Petrus 1:16). Lukas schreibt zu Beginn seines Evangeliums, dass er sorgfältig über die Ereignisse berichtet, damit wir erkennen können, “wie zuverlässig all das ist” (Lukas 1:4).


Vor allem aber sprechen wir von Augenzeugen. Sie haben mit eigenen Augen gesehen, was sie schreiben. “Wir haben seine majestätische Größe mit eigenen Augen gesehen,” schreibt Petrus (12. Petrus 1:16).


Und das alles zu Lebzeiten von zahlreichen weiteren Augenzeugen. Paulus schreibt:

Als der Auferstandene hat er sich zunächst Petrus gezeigt und dann dem ganzen Kreis der Zwölf. Später zeigte er sich mehr als fünfhundert von seinen Nachfolgern auf einmal; einige sind inzwischen gestorben, aber die meisten leben noch. (1. Korinther 15:5–6)

Zur Zeit, als Paulus seine Briefe schreibt, leben also noch mehrere Hundert weitere Augenzeugen. Und nicht einer hat widersprochen.


Nochmals: historisch, verlässlich, von Augenzeugen verfasst. Trotzdem ist die Meinung verbreitet, die Bibel sei nicht zuverlässig ist, weil wir keine Originalmanuskripte haben und nicht wissen können, was diese enthielten. Gerne wird auch die Legende aufgeführt, wonach übereifrige Mönche Manuskripte manipuliert hätten, und dass wir nach Jahrhunderten des Abschreibens jeglichen Bezug zu den Inhalten der Originale verloren hätten.


Ich habe weiter oben schon über die gut 5’600 Manuskripte des Neuen Testaments berichtet und dargelegt, wie diese zuverlässige Schlüsse auf den Originaltext erlauben. Zum Vergleich: von Julius Cäsars “Gallischer Krieg” haben wir zehn Manuskripte, von Aristoteles “Poetik” fünf. Von den Werken Homers weniger als zehn.


Unter den 5’600 Manuskripten des Neuen Testaments haben wir Abschriften, die bis 120 n. Chr. zurückreichen (also wenige Jahrzehnte nach Verfassung der Originale). Die älteste verfügbare Abschrift der “Gallischen Kriege” wurde dagegen 900 Jahre nach dem Original erstellt. Die älteste Abschrift der “Poetik” entstand 1’400 Jahre nach Aristoteles. Trotzdem kommt kein Mensch auf die Idee zu behaupten, wir wüssten nicht, was Julius Cäsar und Aristoteles wirklich geschrieben haben. Offenbar gilt hier ein anderer Standard.


Was ist aber mit den übereifrigen Mönchen? Nun, bei 5’600 Manuskripten genügt es nicht, eine Handvoll davon zu manipulieren. Die Mönche müssten sämtliche 5’600 Manuskripte gefunden, alle manipuliert, und sie anschliessend wieder unbemerkt dahin zurückgebracht haben, woher sie sie gestohlen hatten. Damit aber nicht genug. Schon sehr früh wurden die Bücher des Neuen Testaments auf Syrisch, Koptisch und Lateinisch übersetzt. Die Mönche hätten also auch alle diese Übersetzungen finden und unbemerkt manipulieren müssen. Aber auch das ist nicht genug. Die frühen Kirchenväter haben Kommentare zum Neuen Testament verfasst und dabei natürlich aus diesem zitiert. Mit diesen Zitaten allein könnten wir heute 95% des gesamten Neuen Testaments rekonstruieren. Die Mönche hätten also auch noch die gesammelten Werke der Kirchenväter manipulieren müssen. Es ist schon erstaunlich, was Menschen alles glauben wollen, nur weil die Bibel nicht wahr sein darf.


Sie berichten von übernatürlichen Ereignissen

Petrus berichtet in unserem Text über die Verklärung Jesu, deren Zeuge er war (2. Petrus 1:17). Und die Bibel ist vollgespickt mit weiteren Berichten von übernatürlichen Ereignissen. Die Evangelien berichten von sofortigen und vollständigen Heilungen. Blinde sehen, Taube hören, Stumme sprechen und Lahme gehen. Wir lernen, dass Jesus 5000 Menschen aus fünf Broten und zwei Fischen zu essen gab und alle satt wurden. Kurz danach berichten die Jünger, wie Jesus auf dem See Genezareth über das Wasser ging. Und dann natürlich das wunderbarste Ereignis überhaupt: am Freitag ist Jesus tot, am Sonntag ist er auferstanden!


Diese Ereignisse geschahen in Erfüllung von spezifischen Prophezeiungen

Und diese Ereignisse geschahen nicht einfach so, sondern in Erfüllung von spezifischen Prophezeiungen. Wohlgemerkt, wir sprechen von spezifischen Prophezeiungen. Nicht irgendwelche generischen Unbestimmtheiten, wie sie z. B. Nostradamus von sich gegeben hatte.


Die Bibel ist voll davon. Allein Leben, Tod und Auferstehung von Jesus Christus erfüllen über 300 Prophezeiungen des Alten Testaments. Kurz vor seinem Tod am Kreuz schrie Jesus: “Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?” Das ist ein Zitat aus Psalm 22. Die Einteilung der Bibel in Kapitel kennen wir erst seit dem frühen 13. Jahrhundert. Jesus konnte also nicht sagen, “schaut mal in Psalm 22 nach.” Stattdessen war es zu dieser Zeit üblich, Psalmen durch ihre Titel zu identifizieren, also der ersten Zeile. Und genau das tat Jesus. “Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?” ist der Titel von Psalm 22. Und was lesen wir in Psalm 22 auch noch?


Vers 7: zum Spott der Leute bin ich geworden, das ganze Volk verabscheut mich.

Jesus wurde wirklich verspottet, und das Volk hat von Pontius Pilatus lauthals seinen Tod gefordert.


Verse 8–9: Alle, die mich sehen, verhöhnen mich, sie verziehen den Mund und schütteln den Kopf. “Übergib deine Sache doch dem HERRN”, rufen sie. “Ja, soll Gott ihn doch retten! Er soll ihm helfen – anscheinend hat er ja Gefallen an ihm!”

Jesus wurde noch am Kreuz weiter verhöhnt. “Soll er sich doch selbst retten,” haben sie gerufen. Und auch: “Soll Gott ihn doch retten, er hat doch gesagt, er sei der Sohn Gottes”


Vers 15: Ich fühle mich, als wäre ich hingeschüttet wie Wasser, alle meine Glieder sind wie ausgerenkt. Mein Herz ist wie flüssiges Wachs, das tief in meinem Innern zerschmilzt.

Es war keine Seltenheit, dass bei Gekreuzigten mehrere Gelenke ausrenkten. Und als die Soldaten Jesus den Speer in die Seite stachen, floss Wasser und Blut aus seinem Körper. Das deutet darauf hin, dass sein Herz zuvor zerplatzt ist.


Vers 16: Die Zunge klebt mir am Gaumen.

Jesus sagte am Kreuz, er habe Durst.


Vers 17: Sie haben meine Hände und meine Füsse durchbohrt.

Beschreibt den Vorgang der Kreuzigung.


Vers 18: Ich könnte meine Knochen einzeln zählen.

Weil Jesus schon tot war, wurden ihm, anders als den beiden Verbrechern, die mit ihm gekreuzigt wurden, die Beine nicht gebrochen.


Vers 19: Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen das Los.

Tatsächlich haben die Soldaten darum gelost, wer sein Obergewand bekommen soll.


König David hatte diesen Psalm geschrieben. Mehr als 1000 Jahre, bevor Jesus gekreuzigt wurde! Und: David hat nie eine Kreuzigung gesehen! Diese qualvolle Art der Hinrichtung sollte erst hunderte Jahre später von den Römern erfunden werden.


Die Verfasser geben an, dass ihre Schriften göttlichen, nicht menschlichen Ursprungs sind

Petrus schreibt: “Keine Prophezeiung hat je ihren Ursprung im Willen eines Menschen gehabt. Vielmehr haben Menschen, vom Heiligen Geist geleitet, im Auftrag Gottes geredet” (2. Petrus 1:21).


Menschen haben im Auftrag Gottes geredet. Genau das ist der Grund, weshalb solche Prophezeiungen hunderte oder tausende Jahre später mit solcher Präzision erfüllt wurden. Niemand ausser Gott kann das wissen. Und niemand ausser Gott kann es genauso geschehen lassen.


Auch verfügt die Bibel über eine unglaubliche interne Konsistenz. Gut 40 menschliche Autoren (darunter Könige, Schafhirten, Fischer und Priester) haben die Texte über einen Zeitraum von 1’500 Jahren in drei verschiedenen Sprachen auf drei verschiedenen Kontinenten geschrieben. Herausgekommen ist dabei ein Buch, welches eine einzige, eng ineinander verwobene Geschichte erzählt. Wie kann das möglich sein, wenn nicht Gott der wahre Autor ist?


Nachtrag: Ja, aber …

Viele sagen nun, “Ja, das klingt zwar alles plausibel. Aber solange Du mir es nicht wissenschaftlich beweisen kannst, kann ich es nicht glauben.”


Wie antworten wir einem solchen Menschen?


Wir erklären ihm zunächst, wie Wissenschaft funktioniert. Wissenschaft bedingt, dass etwas beobachtbar, messbar und wiederholbar ist. Genau deshalb wenden wir die Methode der Wissenschaft nicht auf historische Ereignisse an. Wir können nicht “wissenschaftlich” beweisen, dass George Washington der erste Präsident der Vereinigten Staaten war. Und niemand, der klar denken kann, würde das verlangen. Es ist gar nicht erst zulässig, sich für diese Art Fragen auf Wissenschaft zu beziehen!


Nein, für diese Art Fragen benötigen wir eine andere Methode. Eine, die sich auf Beweismittel abstützt. Wie in einem Gerichtssaal.


Wir würden zum Beispiel fragen:

  • Gibt es Augenzeugen?

  • Gibt es weitere Augenzeugen und berichten sie dasselbe?

  • Haben sie gesagt, dass etwas geschehen wird, und das ist dann tatsächlich auch eingetroffen?


Auf genau diese Art Fragen haben wir eben überzeugend geantwortet. Auf der anderen Seite gibt es keine (!) Beweismittel, die dafür sprechen, dass die Bibel nicht das Wort Gottes ist. Die einzig wirklich vernünftige Antwort darauf, ist zu glauben, was die Bibel sagt.


Die Geschichte

Die Bibel erzählt die Geschichte des Universums und der Menschheit. Vom Anfang bis zum Ende. Sie erzählt, wie sich die Menschen nach der Schöpfung von Gott abgewandt haben, dadurch Sünde, Leid und Tod in die Welt kamen, und deshalb auf alle Menschen die gerechte Strafe Gottes wartet. Sie erzählt aber auch, wie Gott trotz allem in seiner unendlichen Liebe und aus lauter Gnade einen Weg bereitet hat, wie Menschen wieder mit ihm versöhnt werden und ewiges Leben geschenkt bekommen können. Und sie erzählt, wie alles enden wird. Nämlich im totalen Triumph Gottes und all derer, die an seinen Sohn Jesus Christus glauben. Nachdem diese Welt gerichtet und vergangen sein wird, werden sie gemeinsam mit Gott die Ewigkeit in einer neuen Welt verbringen. In einer Welt ohne Sünde, ohne Leid, ohne Tränen und ohne Tod.


Geschrieben hat die Geschichte niemand geringerer als der Allmächtige Gott selbst. Genau darum ist die Geschichte wahr. Jedes einzelne Wort davon.


Warum das alles so wichtig ist

Die Bibel ist Gottes Offenbarung an uns Menschen. Ohne die Bibel kann kein Mensch ein konsistentes, moralisches und ethisches Verständnis der Welt und insbesondere des menschlichen Verhaltens entwickeln: “Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des Heiligen ist Einsicht” (Sprüche 9:10).


Ohne die Bibel gibt es keine Standards. Weder um zu beurteilen, was “gut” und “böse”, “richtig” und “falsch” ist, noch für sonst etwas. Gerade dieser Punkt wird im Verlaufe dieser Serie noch klarer werden. Es ist einer der Hauptgründe, warum sich die Lügen der Welt so hartnäckig halten können.


Vor allem aber gibt es ohne Bibel kein Evangelium. Und damit auch keine Hoffnung. Keine Hoffnung auf Versöhnung mit Gott. Keine Hoffnung auf ewiges Leben. Keine Hoffnung auf eine bessere Welt.


Aus all diesen Gründen ist die Integrität und Autorität der Bibel von zentraler Bedeutung für alle Menschen. Für uns Christen aber bedeutet sie noch mehr. Wenn die Bibel nicht wahr ist, ist auch das Christentum nicht wahr. Ja, dann wissen wir nicht einmal, was das Christentum überhaupt ist. Christen müssen deshalb bereit und in der Lage sein, die Wahrheit der Bibel bedingungslos zu verteidigen.


Die Attacke auf die Verlässlichkeit von Gottes Wort ist die älteste, fundamentalste, und meist verwendete Strategie der Schlange. Sie ist auch die Basis für die nächste Lüge, die wir in dieser Serie behandeln werden. Es ist die Lüge, dass der Mensch und mit ihm alle anderen Arten von Leben aus Zufall entstanden und sich durch evolutionäre Prozesse entwickelt haben.


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*William D. Mounce, “Why I trust the Bible,” Zondervan, 2021

**Voddie Baucham, "Why I choose to believe the Bible" (Youtube)


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